MedienGeschlechterbilder in Frauenzeitschriften
Frauenzeitschriften, oder besser gesagt Magazine mit einer (vorwiegend) weiblichen Zielgruppe liegen in Wartezimmern, oder man liest sie, wenn man die Haare geschnitten bekommt. In der Zeitschriftenhandlung, im Supermarkt oder im Kiosk füllen sie komplette Regale. Welche Frauenbilder produzieren sie im Jahr 2020?
Was sind die Themen, wer ist überhaupt die Zielgruppe, und wie haben sich die Magazine seit ihren Anfangszeiten verändert? Darüber sprechen wir in "Eine Stunde Liebe" mit Ulla Heinrich vom "Missy Magazine", Ciani Hoeder vom Online-Magazin "RosaMag" und den Chefredakteurinnen der "Freundin", eines der ältesten deutschen Frauenmagazine. Die Freundin wurde 1948 gegründet. Magazine, die sich an eine weibliche Zielgruppe richten, gibt es aber schon viel länger.
"Es gab schon im 19. Jahrhundert moralische Wochenschriften, die auch ein weibliches Publikum angesprochen haben, die aber nicht so waren, wie unsere Frauenzeitschriften, die wir heute kennen."
In dieser Vorform der heutigen Frauenzeitschriften, die sich an ein bürgerliches Publikum richteten, waren neben Gedichten auch Texte mit Alltagsbezug drin. Kathrin Friederike Müller hat über Frauenzeitschriften promoviert und forscht seit über zehn Jahren zu dem Thema. Sie sagt, dass sich in den Magazinen möglichst viele Frauen wiederfinden sollen.
"Das Geschlechterbild in Frauenzeitschriften ist grundsätzlich dem ähnlich, was sozusagen der Common Sense innerhalb der Gesellschaft ist. Also wie sich die Gesamtgesellschaft vorstellt, wie Frauen sein sollen."
Deswegen sind in den großen Magazinen eher keine polarisierenden Positionen vertreten, um möglichst viele Menschen anzusprechen. Wenn man in die Geschichte von Frauenmagazinen zurück guckt, stellt man aber auch fest, dass sich das Frauenbild der Zeitschriften immer der aktuellen gesellschaftlichen Perspektive angepasst hat.
Seit September 2019 sind Anke Helle und Mateja Mögel die Chefredakteurinnen der "Freundin". Sie beschreiben das Heft "wie einen Tag mit einer guten Freundin". Die Freundin soll unter anderem Ratgeberin, Vertraute, aber auch Nervensäge und Orientierungshilfe sein.
Kaum Schwarze in Frauenmagazinen
Weil sie sich als schwarze Frau in den gängigen Frauenmagazinen überhaupt nicht repräsentiert gefühlt hat, hat Ciani-Sophia Hoeder Anfang 2019 das "RosaMag" gegründet, benannt nach der Bürgerrechtlerin Rosa Parks. Mit dem RosaMag will Ciani schwarze Frauen im deutschsprachigen Raum informieren, inspirieren und stärken. Es geht um Beauty und Mode, aber auch um politische Themen.
Seit 2008 erscheint das "Missy Magazine", anfangs noch mit dem Untertitel "Popkultur für Frauen". Der passt aber schon seit 2010 nicht mehr zum Heft. In dem Magazin geht es um intersektionalen Feminismus, Körperpolitiken, Pop und Kultur. Laut Geschäftsführerin Ulla Heinrich besteht das Magazin auch, um die Medienlandschaft im deutschsprachigen Raum um eine intersektionale Perspektive zu erweitern.
In "Eine Stunde Liebe" geht es außerdem darum, warum das "RosaMag" am liebsten eines Tages überflüssig wäre, wie es in der "Freundin" mit Diversität aussieht, und wo man das "Missy Magazine" im Zeitschriftenhandel am besten sucht.