Geschichte im FilmGladiatoren: Weiterleben – oder nicht

Wenn Sklaven sich kloppen, freut sich der Herrscher: So ungefähr nähern sich Filme den Gladiatoren und ihren Kämpfen in der Antike. Historisch betrachtet geben diese gewalttätigen Veranstaltungen allerdings eine ganze Menge mehr Stoff her.

Am 14. November startet einer der teuersten Filme aller Zeiten in den deutschen Kinos: Ridley Scotts "Gladiator II". Unser Bild zeigt eine der vielen Kampfszenen aus dem Film. Die Fortsetzung kommt ein Vierteljahrhundert nach dem ersten Teil "Gladiator" (2000), der längst zum Klassiker geworden ist. Sie spielt im 2. und 3. Jahrhundert zur Zeit von Kaiser Caracalla. Dieser stützte seine Macht auf das Militär und gilt als der Regent, der die Zeit der "Soldatenkaiser" einläutete, in der seine Nachfolger ihre Macht durch das Militär absicherten.

Kämpfe für die Bevölkerung

Gladiatorenkämpfe gehörten in jenen Jahren zum Alltag der Menschen im Römischen Reich – sie lassen sich schon im 3. vorchristlichen Jahrhundert nachweisen. Die Spektakel waren zunächst Veranstaltungen für reiche Römer, die die Kämpfe bezahlten und so ihre Macht und ihren Reichtum zur Schau stellen konnten.

"Das Besondere bei den römischen Gladiatorenkämpfen war, dass nach dem Kampf darüber entschieden wurde, ob der Verlierer weiterleben soll oder nicht."
Christian Mann, lehrt Alte Geschichte an der Universität Mannheim

Die Gladiatoren kämpften mit unterschiedlichen Waffen gegeneinander: mit Speeren, Schwertern, Fangnetzen, Keulen und Messern. Mitunter kämpften sie in Gruppen und manchmal auch gegen wilde Tiere. War es anfangs ein Event für Reiche und Mächtige, änderte sich das später.

Professionalisierung und Politisierung

Nun kam auch das "einfache" Volk in die Arenen und schaute den Kämpfen begeistert zu. Das wiederum brachte Politiker dazu, Gladiatorenkämpfe – die übrigens keineswegs immer tödlich endeten – zur Steigerung ihrer Bekanntheit und Popularität zu nutzen: Sie statteten Kämpfer prächtig aus und sorgten für eine Ausbildung und Unterbringung in Gladiatorenschulen.

"Aus Frust hat der Gardesoldat offensichtlich Kaiser Caracalla dann beim Pinkeln erstochen."
Historiker Gregor Berghammer über den tragikomischen Tod von Kaiser Caracalla

Die Gladiatoren symbolisierten mit ihren Kämpfen jene Eigenschaften, die das Imperium Romanum groß gemacht hatten: Tapferkeit, Mut, Kraft und kämpferische Entschlossenheit. Nach damaliger Überzeugung war die Hochachtung vor diesen Eigenschaften die Grundlage für den Fortbestand des Imperium Romanum, dem bei seiner größten Ausdehnung knapp ein Drittel der Weltbevölkerung angehörten.

Ihr hört in Eine Stunde History:

  • Der Althistoriker Christian Mann berichtet über die Gladiatoren im antiken Rom, wer sie waren und wie die Kämpfe abliefen.
  • Der Historiker Gregor Berghammer hat die Biographie "Caracalla. Die Militärautokratie des Severus Antoninus" geschrieben und schildert, was über ihn bekannt ist.
  • Der Filmkritiker und Journalist Siegfried Tesche befasst sich mit der Frage, wie viel Geschichte in einem Hollywood-Film stecken kann.
  • Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte Matthias von Hellfeld blickt zurück auf die ersten Hinweise von Gladiatorenkämpfe in der vorchristlicher Zeit.
  • Deutschlandfunk-Nova-Reporter Armin Himmelrath beschreibt einige Versuche, Geschichte im Kino erlebbar zu machen.