Geschichte der MobilitätVom Benzin zur Batterie
Als Bertha Benz 1888 in ihr damals noch unausgereiftes Automobil einstieg, musste sie vorher den Sprit in der Apotheke kaufen. Tankstellen, Straßen, Werkstätten: All das gab es noch nicht. Die Ära des Autos mit Verbrennungsmotor, die dann folgte, werde nun abgelöst - so die Soziologin Katharina Manderscheid.
Katharina Manderscheid stellt eine Fülle von Visionen vor, wie wir uns in Zukunft bewegen werden. Und sie erklärt den schwierigen und letztlich nicht vorhersagbaren Weg dahin. Schon im 19. und 20. Jahrhundert galt das Elektroauto als der Favorit für den Einstieg in eine Welt mit selbstangetriebenen Fahrzeugen. Trotz vieler Probleme, Pech und Pannen machte – fast wundersamerweise – schließlich doch der Verbrennungsmotor das Rennen.
Mobilitätsprognose bereitet Schwierigkeiten
Jetzt kündigt die Automobilindustrie die große Wende hin zum E-Auto an. Was sich schließlich von den unzähligen Visionen durchsetzen werde, sei geprägt von den Eigeninteressen der Anbieter – so Katharina Manderscheid – und könne somit nicht prognostiziert werden.
"Wenn Google ein selbstfahrendes Auto als Zukunft präsentiert, so steht dahinter vermutlich ein starkes Interesse an den Daten, die hier generiert werden."
Katharina Manderscheid vermutet ähnlich interessengesteuerte Entwicklungen wie damals beim Verbrennungsmotor. So galten die ersten Autos noch als "Höllenmaschine für reiche Männer". Ein Bedarf, um von A nach B zu kommen, bestand wegen der vorhandenen Eisen-, Pferde- und Straßenbahnen Anfang des 20. Jahrhunderts nicht wirklich. Der Bevölkerung wurde die Notwendigkeit, unbedingt ein Auto zu besitzen, von Politik und Unternehmen vielmehr künstlich schmackhaft gemacht. Ähnlich heute: Die Bundesregierung gibt Ziele für die Mobilität der Zukunft vor.
"Drohnen und Flugtaxis sind längst keine Vision mehr. Sie sind der Take-off in eine neue Dimension der Mobilität und eine Riesenchance."
Doch brauchen wir das alles wirklich? Was ist die vielversprechendste Alternative, was in Zeiten des Klimawandels wirklich sinnvoll und nicht eingeredet? Nach fester Überzeugung Katharina Manderscheids wird die Mobilität der Zukunft in den nächsten Jahren noch mühsam weiterentwickelt: auch wieder im Zusammenspiel von Politik, Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Individuen, die neue Erfindungen entweder akzeptieren oder nicht. Und sie fügt hinzu, dass das, was dann passiert, nicht unbedingt rational, gut und wünschenswert ist.
Die Soziologin Katharina Manderscheid von der Universität Hamburg hat am 22. Oktober 2019 über ihr Thema "Mobilität der Zukunft - wie wird sie aussehen?" gesprochen. Als Veranstaltungsort fungierte ein historischer Salonwagen der Hamburger Hochbahn. Hintergrund ist das 100-jährige Bestehen der Hamburger Universität, die mit einer eigens aufgelegten Reihe zur "Vorlesung für alle" an ungewöhnlichen Orten eingeladen hatte.