GenerationenkapitalDie Aktienrente soll uns im Alter absichern
Wir haben ein Problem: Perspektivisch gehen immer mehr ältere Menschen in Rente, während immer weniger junge Leute einzahlen. Die Bundesregierung will mit dem sogenannten Generationenkapital gegensteuern. Wichtiger Bestandteil davon ist die sogenannte Aktienrente – als zusätzliche Säule für die Rentenkasse
Finanzminister Lindner und Arbeitsminister Heil haben die Pläne vorgestellt. Im Kern geht es bei dem Gesetzespaket zur Absicherung der Rente um zwei Punkte:
- die so genannte Aktienrente
- die dauerhafte Stabilisierung des Rentenniveaus im Verhältnis zu den Nettolöhnen
"Damit das Rentensystem Zukunft hat, schaffen wir das Generationenkapital."
Bei der Aktienrente geht es nicht darum, vorhandene Rentenbeiträge anzulegen, erklärt Przemek Zuk aus dem Deutschlandfunk-Hauptstadtstudio.
Schulden gewinnbringend anlegen
Es sind Schulden, die der Bund aufnimmt und gewinnbringend anlegt. Bis Mitte der 2030er-Jahre sollen damit Erträge von etwa 200 Milliarden Euro erwirtschaftet werden – davon sollen dann Zuschüsse an die Rentenversicherung bezahlt werden.
"Das [die Aktienrente] sind Schulden, die der Bund aufnimmt und dann anlegt. Und das soll dann in circa zehn Jahren Gewinne ausschütten – und damit die Rentenkasse aufbessern."
Die Aktienrente soll zu einer dritten Säule – also zu einer neue Finanzquelle – für die gesetzliche Rentenversicherung werden, neben den Rentenbeiträgen und den Zuschüssen aus dem Bundeshaushalt.
Risiken sollen gering gehalten werden
Kritiker*innen bemängeln, die Anlage sei mit Risiken verbunden. Die Entwicklung an den Kapitalmärkten sei zwar in der Tat nie ganz vorhersehbar, sagt Przemek Zuk – ein Blick auf die Daten zeige jedoch, dass sie sich langfristig insgesamt eher positiv entwickelt haben. Die Ampelregierung wolle das Geld weltweit und sehr breit gestreut anlegen, um die Risiken eben möglichst klein zu halten.
"Das Geld kommt vollständig aus Darlehen des Bundeshaushalts. Es ist nicht so, dass mit unseren Rentenbeiträgen irgendwie am Markt spekuliert wird."
Weil es Schulden sind, muss der Bund Zinsen für die Darlehen zahlen, erklärt Przemek Zuk. Und diese gehen dann natürlich von den Renditen ab.
Rentenniveau langfristig halten
Schon bald gehen große Teile der Babyboomer-Generation in Rente. Gleichzeitig beziehen heutzutage immer mehr Menschen ziemlich lange ihre Rente, unter anderem weil die Gesundheitsversorgung immer besser wird und die Menschen älter werden.
Die Bundesregierung steht also vor einem Problem – und braucht neue Lösungen, um das Niveau der Renten zu halten, ohne dass die Beiträge zu stark ansteigen.
"Sie [die Regierung] will das Rentenniveau zumindest bis 2039 auf 48 Prozent halten."
Bis 2029 soll das Rentenniveau bei 48 Prozent gehalten werden. Wenn das Generationenkapital Geld ausschüttet, sollen dann auch die Beiträge stabiler werden. Die Entlastung soll ab den 2030er-Jahren ungefähr zehn Milliarden Euro pro Jahr betragen – "das ist doch eher überschaubar", sagt Przemek Zuk.
Milliarden Euro könnten fehlen
Doch selbst, wenn es mit der Aktienrente wie erhofft gut läuft – es wird in Zukunft wahrscheinlich trotzdem noch sehr viel Geld fehlen.
"Dass das Geld nicht reicht, ist einer der wichtigsten Kritikpunkte. Es ist absehbar, dass trotz des Generationenkapitals Milliarden Euro fehlen werden."
Es braucht also offenbar noch mehr als "nur" die Aktienrente: Manche wollen eine Umverteilung von oben nach unten – also dass Geringverdiener*innen mehr Rentenanwartschaft erarbeiten können als Menschen, die mehr verdienen. Andere Expert*innen fordern, die Rente mit 63 abzuschaffen. Die Menschen müssten generell länger arbeiten – oder eben doch weniger Rente bekommen.
Arbeits- und Sozialminister Hubertus Heil hat dem aber widersprochen: "Mit dem Rentenpaket stellen wir klar: Es wird keine Rentenkürzung geben und auch keine weitere Erhöhung des gesetzlichen Renteneintrittsalters." Das sei auch absolut richtig, so der Minister. Denn weder in der Lagerlogistik noch in der Pflege oder der Schichtarbeit in der Industrie könnten Menschen tatsächlich bis 69, 70, 71 oder länger arbeiten.