Gendergerechtigkeit und Diversität"Pro Quote" in der Filmbranche: Was alles noch zu tun ist
Zehn Jahre ist es her, da gab es auf den internationalen Filmfestspielen in Berlin, der Berlinale, einen ordentlichen Paukenschlag: die Initiative "Pro Quote Regie", für mehr Jobs und eine gerechtere Verteilung. Was daraus geworden ist, gucken wir uns in dieser Folge Eine Stunde Film mit zwei Frauen aus dem Vorstand an. Außerdem zu Gast: Regisseur Marc Forster zum Drama "White Bird" und wir werfen einen Blick in "Civil War".
Zwölf Regisseurinnen hatten sich im Jahr 2014 zusammengetan und "Pro Quote Regie" gegründet, um für mehr Gender-Gerechtigkeit in der Filmbranche zu kämpfen. Zehn Jahre später gibt es den gemeinnützigen Verein immer noch, seit 2018 heißt er allerdings "Pro Quote Film".
Seitdem ist der Verein für alle Gewerke offen und immer noch dringend notwendig. Zumindest wenn wir uns die Erfahrungen aus der Branche anhören, wie sie uns die afro-deutsche Schauspielerin Paula Essam, stellvertretend für viele andere BIPOC (Black, Indigenous, and People of Color) beschriebt. Sie hatte sich noch als 13-Jährige sagen lassen müssen, ihr Schauspiel sei zwar nicht schlecht, aber "ihr Typ sei in der deutschen Filmlandschaft nicht besonders gefragt".
"Das hat sich seit George Floyd verändert. Es gibt heute mehr Rollen für BIPOC, für Menschen mit Migrationshintergrund und für schwarze Menschen – aber immer noch zu wenige für schwarze Frauen."
Ihre Vorstandskollegin Katja Rivas Pinzon ist zwar weiß, aber eine Kamerafrau. Sie arbeitet also in einem Gewerk, das bis heute fest in der Hand ihrer Kollegen ist. Diskriminierung, die sie erfährt, ist dementsprechend nicht rassistisch, sondern sexistisch. Bis hin zu der Frage, ob eine Kamera für sie nicht viel zu schwer zu halten sei.
"So eine Kamera ist heute leichter, als wenn ich ein Kleinkind auf dem Arm habe – und da würde mich das ja auch nie jemand fragen. Aber dieses Argument hält sich hartnäckig."
Bei Eine Stunde Film erzählen die zwei Frauen, wo "Pro Quote" 2014 gestartet ist, was sich seitdem verändert hat und wo der Weg nach Möglichkeit hinführen soll.
"White Bird" klammert sich an die Hoffnung
Das bekannte Zitat "die Hoffnung stirbt zuletzt" mag in vielen Zusammenhängen höchst makaber erscheinen, speziell dann, wenn Menschen wirklich um ihr Leben fürchten müssen. So, wie es im Zweiten Weltkrieg Millionen von Jüdinnen und Juden getan haben, und trotzdem hatten auch viele von ihnen Hoffnung – bis zuletzt.
In "White Bird", dem neuen Hollywood-Film vom Deutsch-Schweizer Regisseur Marc Forster, geht es Sara so. Sie lebt Anfang der 1940er-Jahre als 13-Jährige im von Nazis besetzten Frankreich, flieht mithilfe ihres Schulfreundes Julien vor den SA-Truppen, die selbst Schulen nach jüdischen Kindern durchkämmten.
Sara überlebt, versteckt in der Scheune von Juliens Eltern, verlässt den Schuppen über ein Jahr lang nicht und errichtet dort in dieser Zeit ihre eigene, kleine, einsame Welt aus Hoffnung, Angst und Fantasie. Mit Marc Forster haben wir über seinen Film gesprochen, den er mit Stars wie Helen Mirren und Gillian Anderson hochkarätig besetzen konnte.
Amerikanische Bürgerkriegsdystopie in naher Zukunft: "Civil War"
Außerdem schauen wir in den Kriegs- und Kriegsreporter-Film "Civil War", der sich mit Berichterstattung in einer amerikanischen Bürgerkriegsdystopie in naher Zukunft beschäftigt. Die junge Möchtegern-Reporterin Jessie (Cailee Spaeny) will das Handwerk einer Kriegsfotografin von der Legende Lee (Kirsten Dunst) erlernen und turnt fortan mit ihr an den verschiedenen Fronten herum. Ein Action-Drama, das viel mehr Fragen aufwirft als sie zu beantworten, "Civil War" ist kein Katastrophen-Film, sondern ein katastrophaler Film geworden.