Gender Pay GapDarum verdienen Frauen und Männer unterschiedlich viel
In manchen Regionen Deutschlands verdienen Frauen mehr als Männer, anderswo ist es umgekehrt. Entscheidend für den Gender Pay Gap ist allerdings die Berufswahl: Frauen wählen häufiger als Männer schlechter bezahlte soziale Berufe.
Frauen verdienen in Deutschland im Schnitt weniger Geld als Männer. Der Unterschied liegt laut EU-Statistik bei rund 20 Prozent. Forscher des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung finden, das ist zu kurz gedacht und gerechnet.
Sie arbeiten gerade an einer neuen Studie – und haben schon jetzt interessante Ergebnisse herausgefunden: Es gibt große Lohnunterschiede bei Männern und Frauen und zwar innerhalb einzelner Regionen. In manchen Gegenden verdienen Frauen sogar deutlich mehr Geld als Männer - jedenfalls, wenn nur Vollzeitbeschäftigte betrachtet werden.
Extreme Werte in Cottbus und Dingolfing-Landau
Der Wirtschaftsjournalist Jörg Brunsmann hat sich die Studie für uns genauer angesehen. In Cottbus verdienen Frauen im Schnitt 17 Prozent mehr als Männer. Andersherum ist es in Dingolfing-Landau. Da bekommen Männer 38 Prozent mehr Gehalt als Frauen.
Auffällig ist, dass Frauen in Ostdeutschland eher besser bezahlt werden als Männer, sagt Jörg Brunsmann. Im Westen verdienten dagegen meistens die Männer mehr Geld - vor allem in Süddeutschland. Grundsätzlich ist es aber so, dass Arbeitnehmer im Westen durchschnittlich ein Viertel mehr verdienen als die im Osten. Das ist an manchen Stellen auch politisch noch so gewollt. Beispiel: Mindestlohn in der Pflegebranche. Im Osten liegt der immer noch 50 Cent unter dem im Westen.
Pay Gap als Folge von Berufsentscheidungen
Klar, das klingt erstmal ungerecht, allerdings ist es das oft gar nicht, sagt Jörg Brunsmann. Weil der Gender Pay Gap hat mit der ungleichen Bezahlung von Männern und Frauen innerhalb eines Unternehmens oder eines Berufs gar nicht so viel zu tun.
Viel entscheidender für die unterschiedlichen Einkommen von Männern und Frauen, sei die Berufswahl. In Ostdeutschland arbeiten zum Beispiel viele Frauen im Öffentlichen Dienst. Klassische Männerjobs dort sind zum Beispiel Industriearbeitsplätze. Davon gibt es allerdings immer weniger, weshalb manche Männer arbeitslos sind.
"Gerade in Regionen, in denen Frauen deutlich mehr verdienen als Männer, ist es so, dass viele Frauen im öffentlichen Dienst arbeiten. Während für Männer die klassischen Industriearbeitsplätze fehlen oder nicht in dem Ausmaß vorhanden sind."
In Süddeutschland wiederum gibt es viele Autohersteller, klassische Industriearbeitsplätze, die häufig mit Männern besetzt sind - als Industriearbeiter oder Ingenieure. Es handele sich oft um gut bezahlte Jobs, in denen deutlich mehr Männer als Frauen arbeiten.
Auf der anderen Seite entscheiden sich Frauen auch viel häufiger für schlecht bezahlte Jobs im Sozialbereich. Die Unterschiede in der Bezahlung von Männern und Frauen hat also sehr viel mit gesellschaftlichen Strukturen und Klischees zu tun. Verknappt runtergebrochen: Männer wählen häufiger technische Berufe, Frauen soziale Berufe. Und die Bezahlung in diesen beiden Arbeitswelten ist eben unterschiedlich.
Pläne der Bundesregierung
Die geplante Große Koalition hat sich darum vorgenommen, diese strukturellen Unterschiede abzubauen. Eine Plan ist, dass Menschen, die im sozialen Bereich arbeiten in Zukunft besser bezahlt werden. Im Koalitionsvertrag heißt es auch, dass die Regierung die finanziellen Ausbildungshürden bei Sozial- und Pflegeberufen abbauen will.
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