GeldanlageDer gute alte Sparbrief ist zurück
Viele Leute fragen sich, wohin sie ihr Erspartes stecken sollen. Dabei setzen einige wieder auf einen Klassiker der Geldanlage: den Sparbrief.
Früher war der Sparbrief eine Art Urkunde, die ihr euch an die Wand hängen konntet. Heute ist das anders: Der Sparbrief ist ein Finanzprodukt, mit dem wir Geld für eine bestimmte Laufzeit anlegen können. Beispiel: Für ein Jahr lege ich 1000 Euro bei der Bank an und die Bank zahlt mir dafür Zinsen. Diese liegen aktuell bei guten Sparbriefen zwischen 3,5 und 4 Prozent pro Jahr. Damit befindet man sich zurzeit sogar im Bereich der Inflationsrate, da die Teuerung zuletzt wieder gesunken ist.
Es lohnt sich aktuell, über einen Sparbrief nachzudenken
Eigentlich hat man immer gesagt, dass Bankkund*innen mit solchen Sparprodukten an Kaufkraft einbüßen, sagt Finanzexperte Hendrik Buhrs. Konkret heißt das: Die steigenden Preise fressen die Rendite auf und am Ende bleibt unter dem Strich weniger übrig, als ihr am Anfang hattet. Zurzeit sei das allerdings andersherum, deshalb lohne es sich – Stand jetzt – über dieses Sparprodukt nachzudenken.
Kleine, aber feine Unterschiede zum Festgeld
Der Sparbrief ähnelt stark dem Festgeld, es gibt aber kleine Unterschiede. Dazu gehört die Laufzeit. Sparbriefe gibt es oft erst ab einem Jahr Laufzeit. Beim Festgeld könnt ihr meistens auch schon für ein paar Monate einen Betrag anlegen. Anderer Punkt: Ein Sparbrief verlängert sich nicht automatisch. "Das kann bei Festgeld manchmal ein Ärgernis sein", sagt Hendrik Buhrs. Grund ist die Kündigungsfrist bei einigen Festgeldern, die es beim Sparbrief nicht gibt.
"Wenn man das dann eben übersieht und eigentlich damit rechnet, dass man nach der Laufzeit sein Geld wieder zurückbekommt, die Bank aber sagt 'Sie hätten kündigen müssen', dann ärgert man sich vielleicht."
Gerade wenn ihr sagt, ihr müsst euer Geld in ein paar Jahren sicher zur Verfügung haben, kann ein Sparbrief eine gute Möglichkeit sein. Am besten solltet ihr eure Geldanlage aber prinzipiell auf mehrere Säulen stützen, so der Finanzexperte.
Zinsen werden sich wohl nicht langfristig halten
Er geht davon aus, dass die aktuell guten Zinsen beim Sparbrief sich nicht langfristig halten. Deshalb ist es ratsam, sein Geld auch noch anders anzulegen – etwa in ETFs. Die lohnen sich vor allem, wenn ihr sagt, ihr wollt euer Geld über einen Zeitraum von mindestens zehn Jahren oder sogar bis zur Rente vermehren.
"Es ist jetzt keine Garantie für die Zukunft, aber da [bei den ETFs] haben wir immer Renditen gesehen, die so um die sieben Prozent im Jahresschnitt oder noch besser lagen."
Es ist immer eine gute Idee, alle paar Jahre die Risikoverteilung zu überprüfen, sagt Hendrik Buhrs. Wie stark sind die beiden Standbeine, Aktien und Sparkonten, ausgeprägt? Denn klar ist: Die Börse ist ein sehr schwankendes Geschäft.
"Man muss auch irgendwie gut damit schlafen können, wenn die Kurse eingebrochen sind. Wenn ich mich einlogge und dann so Minuszahlen bei meinem ETF sehe."
Tipp vom Finanzexperten: Wenn ihr merkt, das Börsengeschäft ist euch zu riskant, dann solltet ihr einen Teil eures Geldes aus den Aktien rausholen und eher den Sparbrief, das Festgeld oder auch das Tagesgeld damit aufstocken.
Nicht komplett auf ETF oder Sparbrief setzen
Ratsam sei es auf jeden Fall auch, sich nicht komplett in eines der beiden Extreme zu bewegen. Wer beispielsweise seinen kompletten ETF verkauft und das Geld in den Sparbrief steckt, weil es da gerade so gut läuft, der betreibt damit Market-Timing – man versucht also vorauszusagen, wie die Weltwirtschaft in den nächsten Monaten und Jahren weiterläuft. Keine gute Idee.
"Was macht man denn dann, wenn jetzt der Wirtschaftsboom beginnt? Wenn die internationalen Konflikte gelöst werden und wenn sozusagen alles an der Börse wieder auf grün steht und ich dann aber überdurchschnittlich in einem Festgeld drinhänge?"
Der Finanzexperte rät, sich eine Art Grundverteilung festzulegen – zwischen den sicheren und den chancenreicheren Anlagen. Dabei sollte man dann aber auch im Großen und Ganzen bleiben und nicht zu sehr auf Tages-, Wochen- oder Monatskurse achten.