BeziehungenGeld verleihen – kleine Summen, große Probleme
Geld auslegen, vorstrecken oder ausleihen? Mit der Benennung fangen die Probleme schon an. Die private Leihwirtschaft bringt oft Ärger. Wir haben ein paar handfeste Lösungsvorschläge.
Geld zu verleihen, ist einfach. Es wiederzubekommen, ist häufig unangenehm bis schwierig: egal ob in einer Freundschaft, einer Partnerschaft oder unter Kolleginnen und Kollegen. Jemand zahlt für andere und streckt Geld vor. Was erst so simpel ist, wird spätestens dann kompliziert, wenn aus vielen kleinen Eurobeträgen ein größerer verliehener Betrag geworden ist.
"Sobald ich das Gefühl habe, es kommt zum Ungleichgewicht, ist es am einfachsten, so was direkt und ohne Vorwurf anzusprechen."
Also direkt in die private Buchhaltung einsteigen und verliehene Geldbeträge stets unmittelbar schriftlich einfordern? Eher nicht, findet Jörn Valldorf. Er ist Pressesprecher des Bundesverbands Mediation. Sobald sich eine Seite, egal ob nun die verleihende oder die leihende, unwohl fühlt, sollte das Geldthema angesprochen werden – vorwurfsfrei.
Geld – Reden hilft
Geht es allerdings um größere Summen, würde Jörn Valldorf auch unter Freunden einen Dreizeiler aufsetzen und die Rückzahlungsregelung dokumentieren. "Bei kleinen Summen würde ich das nicht schriftlich machen, bei größeren schon", sagt er.
Seiner Erfahrung nach hilft es bei solchen Problemen immer, darüber zu reden und das Problem anzusprechen – wenn es zum Beispiel mit der Zahlung einer Rate nicht klappt. Kleine Beträge lassen sich umgehend begleichen – mit Paypal oder einer anderen elektronischen Bezahloptionen.
Geld: Schweigen aus Tradition
Tatsächlich wird in Deutschland allgemein seltener über Geld gesprochen als anderswo – in Schweden beispielsweise. Das hat eine Befragung ergeben, die der Zahlungsdienstleister Klarna 2023 in Auftrag gegeben hat.
Wer nicht so gerne über Geld sprechen, aber es doch irgendwie gemeinschaftlich mit anderen regeln, verwalten und tracken möchte, kann das auch mithilfe von Apps, Tabellen, Papier oder im Netz tun. Mit Kittysplit zum Beispiel.
"Da haben wir Leute, die seit 2016 dasselbe Event haben. Das sind Paare, die das als gemeinsame Haushaltskasse verwenden."
Warum geliehenes Geld in zwischenmenschlichen Beziehungen so oft zu Problemen führt, dafür hat Jörn Valldort eine Erklärung: Er geht davon aus, dass Menschen dazu neigen, andere gedanklich auch in einen Geldwert zu überführen. Deswegen hängen für ihn Geld und Schamgefühl grundsätzlich zusammen.
"Geld ist immer ein stückweit mit Scham behaftet, weil viele Menschen dazu neigen, über Geld den Wert eines Menschen fest zu machen."