Geld und PsychologieAltersvorsorge: Heute nichts zu tun, ist nicht direkt schädlich – das ist das Problem
Es gibt spaßigere Angelegenheiten als die eigene Altersvorsorge. Was uns vielleicht hilft, ist die Erkenntnis, warum wir das Thema so gerne nicht angehen.
Wer redet schon gerne darüber, was er oder sie verdient? Geld und die persönliche finanzielle Situation gelten in Deutschland einigermaßen als Tabuthema. Und wer hat schon Lust, sich um seine Altersvorsorge zu kümmern. Drei Gründe macht Sozialpsychologin Janina Steinmetz von der City University London dafür hauptsächlich verantwortlich:
- Mangelndes Wissen über Finanzen.
- Der Benefit beim Sparen liegt weit in der Zukunft.
- Nichts zu tun ist erstmal keine schädliche Handlung.
"Wir haben da generell ein Gefühl von Inkompetenz. Es macht keinen Spaß etwas anzugehen, wo wir uns nicht sicher fühlen."
Janina Steinmetz findet, dass beispielsweise in Schulen kaum Wissen über Finanzen vermittelt werde. Ein allgemeines Gefühl von Unwissenheit stelle sich deswegen ein und eine Unlust, sich überhaupt mit dem Thema zu beschäftigen.
Probleme mit dem Anfangen
Auch eine zeitliche Verzögerung zwischen Sparanstrengung und Spareffekten mache es uns Menschen schwer, damit anzufangen. Grundsätzlich zahle sich Sparen erst in der Zukunft aus, verzichten müssten Sparwillige aber unmittelbar. Nichthandeln wirke erst mal nicht besonders schädlich. Aber eigentlich helfe doch jedes kleine bisschen, sagt Janina Steinmetz.
"Wenn ich jetzt anfange zu sparen, muss ich erst mal verzichten. Das, was ich dann davon habe, kommt vielleicht in der Rente. Der Verzicht ist aber im Hier und Jetzt."
Sie empfiehlt, sich grundsätzlich im Freund*innenkreis und in der Familie umzuhören, wie diese unmittelbare soziale Umgebung mit Finanzfragen umgeht und sich in diesem Bereich organisiert. So kann das Thema seine Tabuisierung verlieren – zumindest ein bisschen. Wichtig sei es, sich unabhängig zu informieren. Janina Steinmetz nennt die Bundesregierung als eine mögliche Quelle für derartiges Wissen.
Unsicherheit akzeptieren
Es sei wichtig zu erkennen, dass Unsicherheit in diesem Bereich normal ist. "Alles, was ich spare ist wahrscheinlich besser als nichts tun. Das spätere Ich in der Rente wird dankbar sein für alles, was man jetzt tut", sagt sie.
Übrigens hat das Sparverhalten von Menschen zwischen 19 und 24 sich in den vergangenen Jahren deutlich sichtbar verändert. Zumindest geben Befragte dieser Altersgruppe bei regelmäßigen Befragungen an, mehr ihrer Verdienste anzusparen. Das hat eine Umfrage des Bankenverbands ermittelt. Die jüngsten Zahlen sind aus dem Jahr 2021.