GeldGehaltsverhandlung: Leistung ist ein Argument, Inflation nicht
Die Inflation ist kein guter Grund, um über das Gehalt zu verhandeln, sagt die Verhandlungsexpertin Claudia Kimich. Stattdessen hat sie gute Tipps für Argumente und den richtigen Zeitpunkt.
Insgesamt fragen Männer häufiger nach einer Gehaltserhöhung als Frauen. Claudia Kimich ist Verhandlungsexpertin. Sie sagt: "Ich denke, wer nicht fragt, kriegt auf keinen Fall was." Um Gehaltsverhandlungen mit Erfolg zu führen, sei es wichtig, sich gut darauf vorzubereiten.
Wir sprechen nicht gerne über Geld
In Deutschland sei der Glaubenssatz "Über Geld spricht man nicht" noch immer weit verbreitet. Nicht so wie in anderen Ländern. In Schweden etwa könne man sogar das Gehalt der Königsfamilie auf deren Internetseite nachvollziehen. Das sei bei uns anders und wirke sich auch darauf aus, dass manche von uns Hemmungen haben, um nach einer Gehaltserhöhung zu fragen.
Wichtig sei es bei Verhandlungen, etwas in der Tasche zu haben. Wenn wir etwa einen Erfolg für das Unternehmen vorweisen können oder sogar ein Angebot, dass ein anderes Unternehmen uns abwerben möchte. "Oder wenn ich einen Kunden zurückgeholt habe oder wenn ich eine neue Idee gehabt habe", sagt Claudia Kimich.
"Immer, wenn ich einen Nutzen fürs Unternehmen erreicht habe, dann ist es ein superguter Zeitpunkt. Und ansonsten würde ich trotzdem immer einmal im Jahr hingehen."
Claudia Kimich sagt, ideal wäre es, jedes Jahr einmal mit dem Chef oder der Chefin ins Gespräch zu gehen. Bei großen Unternehmen sei es jedoch anders: "Bei Konzernen ist es manchmal besser, nur alle zwei Jahre hinzugehen und dann einen größeren Batzen rauszuhandeln als jedes Jahr einen kleineren."
Gute Vorbereitung ist bei Verhandlungen wichtig
Viele Menschen bekommen die Inflation gerade stark zu spüren. Das sei jedoch kein guter Einstieg für Gehaltsverhandlungen, sagt Claudia Kimich: "Es ist ehrlich gesagt ein total schlechtes Argument." Denn: Nicht nur diejenigen, die ein höheres Gehalt fordern, sondern auch die Kolleg*innen und das ganze Unternehmen ist von den höheren Preisen betroffen.
Die Gehaltsverhandlung selbst sollte gut vorbereitet sein. Wir sollten uns gut überlegen, was unsere untere Schmerzgrenze ist. Die Forderungen sollten darüber liegen, denn am Ende bleiben es Verhandlungen.
Wir sollten uns in den Vorbereitungen drei Ziele überlegen:
- Unter welcher Summe mache ich es nicht?
- Was ist für mich okay?
- Und wo jubele ich drei Tage lang?
"Jede Frau fragt mich, was darf ich denn verlangen? Hat mich noch nie ein Mann gefragt im Coaching."
Bei der Frage, wie viel mehr wir verlangen können, sei es schwierig, eine allgemein gültige Antwort zu finden. Das Wichtigste sei, mit wieviel Gehalt mehr jeder und jede Einzelne zufrieden sei. Natürlich gebe es Grenzen, ab wo es unrealistisch werde. Aber auf der anderen Seite sei es auch klar: "Wenn ich halt nicht mehr verlange, kriege ich sicher nicht mehr. Also ich würde sagen: Immer eher drüber gehen, als zu wenig", sagt Claudia Kimich.
Übung macht den Meister oder die Meisterin
Gehaltsverhandlungen müsse man üben – das sei wie im Sport. Niemand würde auf den Fußballplatz gehen, ohne vorher trainiert zu haben, wenn es dabei um etwas geht. Die Argumente, das Ziel, alles müsse vorher klar sein.
Und wenn es dann doch scheitert, dann helfe es am Ende, einfach mal danach zu fragen, woran es denn gelegen habe und was man beim nächsten Mal besser machen könne. "Nach der Verhandlung ist natürlich auch immer vor der Verhandlung", sagt Claudia Kimich.