Gegen Waldrodung und BraunkohleDas sind die Aktivisten im Hambacher Forst
Die Gewerkschaft der Polizei rechnet mit Kosten in zweistelliger Millionenhöhe für die Räumung des Hambacher Forsts. Die Waldbesetzer wehren sich, ketten sich an Bäume. Polizisten wurden schon mit Steinen und Fäkalien beworfen. Drumherum protestieren Familien mit Kindern und pflanzen friedlich neue Bäume ein. Alle haben das gleiche Anliegen, sind aber nicht auf einer Linie, was die Methoden oder die Gewaltbereitschaft angeht.
Deutschlandfunk-Nova-Korrespondentin Vivien Leue war im Hambacher Forst unterwegs und erklärt, wer die Aktivisten sind, die im Hambacher Forst protestieren.
In den Baumhäusern sitzen die friedlichen Autonomen
Vor Beginn der Räumung lebten etwa 150 Baumbesetzer auf Häusern in den Bäumen. Den harten Kern, der dort zum Teil schon seit Jahren lebt, schätzt Vivien Leue auf etwa 100 Leute. Ihnen sei zum einen die Natur wichtig, zum anderen wollen sie dort ihre Utopie von einer besseren Gesellschaft verwirklichen.
"'Wir leben hier ohne Hierarchie, ohne Geschlechter, ohne, dass Herkunft wichtig wäre.' So haben die Baumhausbewohner mir das vor der Räumung erklärt."
Auch Anwohner, die seit Jahren mit den Baumbesetzern in Nachbarschaft wohnen, hätten sie immer als friedlich und respektvoll erlebt. Auf der anderen Seite lehnen diese Menschen den Staat und seine Polizeimacht ab, und da können Konflikte entstehen.
Wenige gewaltbereite Linksautonome
Laut NRW-Verfassungsschutz haben sich in den vergangenen Wochen Linksautonome aus ganz Europa auf den Weg zum Hambacher Forst gemacht. Dazu gibt es sehr unterschiedliche Zahlen. Den Leuten vor Ort könne man nicht ansehen, ob sie gewaltbereit seien, sagt Vivien Leue. Dennoch glaubt sie, dass die Gewaltbereiten eine deutliche Minderheit sind.
"Viel Gewalt hat es bis jetzt nicht gegeben, das gibt auch die Polizei so zu."
"Aktion Unterholz" und "Ende Gelände" sind extremer unterwegs
Die "Aktion Unterholz" fordert zu Aktionen zivilen Ungehorsams auf, ketten sich an Bäume oder setzen sich in den Weg. Ihre Mitglieder könnten später auch mal einen Bußgeldbescheid bekommen. Straftaten sind das nicht, es bewegt sich im Grenzbereich.
"Ende Gelände" protestiert seit Jahren mit teils militanten Aktionen gegen Kohle. Sie planen auch kleinere Sabotage-Akte, wie zum Beispiel die Besetzung eines Kohleförderbandes an einem RWE-Kraftwerk.
Außerdem sind im Forst Bürgerinitiativen präsent, wie zum Beispiel aus dem anliegenden Ort die "Buirer für Buir" oder auch Umweltverbände wie Greenpeace und der BUND. Sie organisieren Demos oder versuchen die Räumung und die kommende Rodung juristisch aufzuhalten.
"Ich bin viel durch den Wald gelaufen auch jetzt während der Räumungen und habe keine brenzlige Situation erlebt."
Die Gewaltbereiten, die laut der Sicherheitsbehörden im Wald sind, halten sich bislang offenbar zurück, hat Korrespondentin Vivien Leue beobachtet. Sollte es doch dazu kommen, dann haben die friedlichen Waldbesetzer das Problem, sich davon distanzieren zu müssen.
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