Produktivität und LebensqualitätGegen Schlafmangel: Brauchen wir Gleitzeit für alle?
Mehr Gleitzeit für Schüler*innen! Das fordert ein Bildungsforscher von der Uni Lüneburg. Denn: Bei vielen tickt die innere Uhr so, dass sie früh morgens noch nicht fit sind. Und auch bei vielen Erwachsenen ist das so. Welche Auswirkungen hat Gleitzeit auf uns und unseren Schlaf?
Der regulärer Arbeitstag eines Bäckers oder einer Bäckerin beginnt in Deutschland um 17 Uhr und endet um 2 Uhr nachts. Für Lukas Kröhl bedeutete das in seiner Ausbildung, dass er sich ständig erschöpft und krank gefühlt hat.
Meistens war er nach der Arbeit noch bis 6 Uhr wach und schlief dann von 6-14 Uhr. Nicht nur war sein Rhythmus in dieser Zeit schlecht für die Beziehung zu seiner Freundin, er beanspruchte auch Lukas' physische und mentale Gesundheit.
"Es war eine ständige Qual für mich, dieses Ausbildungsleben zu führen. "
Aus diesem Grund entschied sich Lukas, nach seiner Ausbildung eine Bäckerei aufzumachen, in der es andere Arbeitszeiten gibt: Unter der Woche öffnet seine Bäckerei erst um 13 Uhr und verkauft ausschließlich Brot. Am Wochenende geht es schon um 10 Uhr los und es sind auch Brötchen in der Ladentheke zu haben. Montag und Dienstag ist das Geschäft geschlossen.
Lukas fühlt sich mit seinen neuen Kernarbeitszeiten zwischen 6 und 12 Uhr viel wohler und ausgeschlafener als vorher. Neben seinen persönlichen Vorteilen merkt er auch, dass es mit diesen neuen Arbeitszeiten wesentlich einfacher ist, Mitarbeiter*innen für sein Unternehmen zu gewinnen.
Gleitzeit gegen "Social Jet Leg"
Um ausgeschlafener und fitter zu sein, gibt es inzwischen auch Versuche an Schulen, an denen die Schlüler*innen Gleitzeit haben und später anfangen können. Schlafforscherin Christine Blume erklärt, dass Arbeits- oder Schulanfangszeiten um 8 Uhr morgens für viele Menschen zu früh sind.
Diese Zeit geht gegen ihren normalen Schlaf-Wach-Rhythmus - dieser natürliche Biorhythmus ist bei jedem Menschen genetisch vorbestimmt. Manche Menschen gehen einfach lieber früher ins Bett und sind morgens wach und fit. Andere schlafen eher länger und können daher nur am Wochenende ihrem natürlichen Rhythmus folgen.
"Wenn wir um 8 Uhr anfangen müssen zu arbeiten, dann leben viele von uns zu einem gewissen Grad gegen den Takt der inneren Uhr."
Wenn es eine chronische Diskrepanz gibt zwischen dem Schlaf-Wach-Rhythmus in der Woche und am Wochenende, nennen Forschende das "Social Jet Leg". Und der kann gesundheitliche Folgen haben: Betroffene leiden etwa häufiger unter Depressionen, auch gibt es einen Zusammenhang mit Diabetes Typ 2 und Übergewicht.
Daher steht für Schlafforscherin Christine Blume fest: Menschen, die die Möglichkeit haben, in Gleitzeit zu arbeiten, sind ausgeschlafener und gesünder.