Israelische AktivistenGegen die Besatzung
Ganz Israel befürwortet den Militäreinsatz im Gazastreifen? Nein. Israelis wie Moriel Rothman-Zecher lehnen das Vorgehen der israelischen Regierung ab. Und sie haben auch keine Angst davor, ihre Meinung öffentlich zu vertreten.
Es sind nicht viele - und ihr Einsatz ist im Moment schwieriger denn je - aber es gibt sie: israelische Aktivisten, die sich gegen die Politik der Regierung einsetzen. Moriel Rothman-Zecher, 24, aus Tel Aviv ist einer von ihnen. Unter anderem im Anti Occupation Collective, als Spoken Word Poet und über seinen Blog und Beiträge für Zeitungen und Magazine vertritt er klare Positionen: gegen Netanyahu, gegen die Mainstream-Politik, gegen die Besetzung palästinensischer Gebiete, gegen den Militärdienst. Den hat der amerikanische Israeli übrigens verweigert und war deshalb einen Monat im Gefängnis.
Jüdische Werte
Warum er das alles tut? Seine Motivation gewinne er aus den jüdischen Werten, nach denen er erzogen wurde. Moriel ist sehr religiös aufgewachsen und hat schon früh die Bedeutung von Gerechtigkeit vermittelt bekommen. Egal ob es um den Vietnamkrieg ging oder über das Schicksal der Juden in den vergangenen Jahrhunderten in Europa.
Was in Israel falsch läuft? Die israelische Regierung habe schon im Frühling einen großen Fehler gemacht, sagt Moriel. Damals schlossen sich Hamas und Fatah zusammen. Für die israelische Regierung die einmalige Gelegenheit, mit allen politischen Parteien der Palästinenser an einen Tisch zu kommen.
Um den Konflikt zu lösen, müsse akzeptiert werden, dass es zwei Staaten mit eigener Rechtsprechung gibt. Wie ein palästinensischer Staat aussehen müsste, weiß Moriel auch nicht. Grundsätzlich habe er eine viel klarere Vorstellung davon, was nicht mehr geschehen darf, als wie eine konkrete Lösung aussehen könnte.
Zwei Staaten mit eigener Rechtsprechung
Aus Moriels Erfahrung teilen mehr und mehr Menschen seine Ansichten und politischen Einstellungen. Viele zögerten allerdings, diese Haltung öffentlich zu vertreten. Auch der Tatsache, dass er gewalttätig angegangen werde, kann er etwas Positives abgewinnen. So werde der Öffentlichkeit klargemacht, dass die israelische Gesellschaft gewalttätig sei - und dass sich diese Gewalt entlädt, wenn friedliche Menschen demonstrieren.
Wie groß sein politischer Einfluss ist? Moriel gehe es darum, der Welt mitzuteilen, was in Israel wirklich passiert und vor allem eines zu zeigen: Es gibt auch andere Meinungen als die der Regierung.