Gated CommunitiesHinter Sicherheitszäunen wohnen
Wer in einer Gated Community wohnt, der möchte dort vor allem eins: sicher sein. Zäune, Kameras oder Pförtner gehören dazu. Aber Abschottung funktioniert auch ohne Zäune, wie eine Wohnanlage in Düsseldorf zeigt.
"Arcadia" in Potsdam rühmt sich als "Deutschlands erste Gated Community". Auf dem Privatgrundstück mit 45 Wohnungen in sieben Villen ist man wirklich komplett abgeschottet von der Außenwelt. Von Abschottung sprechen die Bewohner aber nicht, lieber von Sicherheit. So wie Renate Belle, die dort seit zwölf Jahren lebt.
"Der Zaun ist gesichert durch Erschütterungsmelder, die sofort Signal geben zum Pförtner. Und der sitzt ja ständig da. Da fühle ich mich einfach sicher!"
Renate Belle hat damals eine halbe Million Euro in ihre Eigentumswohnung gesteckt - hinzu kommen 800 Euro Nebenkosten pro Monat. Darin ist folgendes Komplettpaket enthalten:
- Sicherheitszaun
- Überwachungskameras
- Tiefgaragenstellplatz
- 24 Stunden Pförtnerdienst (mit Postservice)
- Blumengießservice
"Auf den ersten Blick wirkt die Arcadia wie ein Feriendorf mit angelegten Beeten, gestutzten Hecken und sandfarbenen Mehrfamilienhäusern. Auf den zweiten Blick gleicht die Wohnanlage einer Festung."
Abgrenzung durch Bauweise
In Wohnanlagen zu wohnen, die bewacht und umzäunt sind, scheint laut Stadtforscher Volker Eichener ein neuer Trend zu sein, auch wenn solche Anlagen in Deutschland noch die Ausnahme sind. Dabei muss nicht einmal ein richtiger Zaun aufgestellt werden. Eichener hat die These, dass es auch reicht, durch geschickte optische Gestaltung eine Grenze zu markieren. Sie hält Menschen, die nicht in der Anlage wohnen, davon ab, das Gelände zu betreten.
"Teilweise ist der Bodenbelag, die Pflasterung, anders, sodass man das Gefühl hat: Ich bin hier fremd, ich bin hier nicht willkommen."
Exklusives Wohnen - es wirkt "wie eine Filmkulisse"
Die Heinrich Heine Gärten in Düsseldorf sind so ein Beispiel. Die Anlage ist quasi ein eigenes Viertel im Stadtteil - auf Außenstehende wirkt sie schnell wie eine Filmkulisse, mit ihren modernen Fassaden, gepflasterten Gehwegen, Springbrunnen, Kindertagesstätte und Fitnessstudio.
Während man im Wohnviertel Arcadia in Potsdam eine Genehmigung braucht, um das Gelände zu betreten, kommt man in das Viertel Heinrich Heine Gärten in Düsseldorf zwar ohne Weiteres rein. Die optisch gestaltete Grenze dürfte aber bei den meisten funktionieren.
"Wir haben eine Schranke, die regelt den Durchgangsverkehr. Das ist das Gate, das wir haben. Fußgänger können hier ganz normal durchgehen."
Die Klientel in Düsseldorf ist zwischen 30 und 50 Jahre alt - hat teils Familie, teils nicht. Alle mögen es gern exklusiv, so wie Anna und Philipp. Sie sind Berufseinsteiger, Anfang 30, und sehen sich eine Wohnung in den Heinrich Heine Gärten an.
"Ich finde es nicht schlimm, wenn es ein bisschen privater in den Innenhof geht. Ich fühle mich hier jetzt nicht wie in einem abgeschotteten Viertel."
Preise für die Wohnungen gibt es nur auf konkrete Anfrage beim Projektentwickler - man kann aber davon ausgehen, dass sie deutlich über dem eh schon hohen Mietspiegel in Düsseldorf liegen. Auch hier bekommt man natürlich etwas dafür: Auch hier nimmt der Pförtner Pakete an, er bringt Wäsche in die Reinigung oder bucht auf Anfrage Reisen.
Als "Luxus-Ghetto" wurde die Anlage in den Medien kritisiert. Anna und Philipp nehmen das gelassen. Sie sagen: "Es ist ja nicht so, dass einen jemand anhält: Halt, Stopp, wo möchten Sie hin?" Sie hätten letztens Leute getroffen, die sind in der Anlage spazieren gegangen.