Gastronomie und CoronaCafé-Besitzerin Sabine: "Die ständige Existenzangst macht mich mürbe und kaputt"
Seit einem Jahr sind Restaurants, Kneipen und Cafés geschlossen und es ist unklar, wie viele von ihnen überleben werden. Café-Besitzerin Sabine erzählt, wie es ihr in der Corona-Krise ergeht.
Vegane Pancakes, bunte Bowls oder pochierte Eier – das alles können die Gäste von Sabine gerade pandemiebedingt nur im Straßenverkauf ihres Cafés in Schwäbisch Gmünd kaufen. Denn in Baden-Württemberg ist die Gastronomie grundsätzlich, mit Ausnahme eines zeitlich begrenzten Modellversuchs in der Stadt Tübingen, geschlossen. Im Bundesland sind, wie an vielen anderen Orten in Deutschland auch, lediglich Abholungen, Lieferungen und die Bewirtung von Übernachtungsgästen erlaubt.
"Selbständigkeit ist nicht einfach, aber Selbständigkeit in Zeiten von Corona ist next level."
Sabine hat ihr Café ein halbes Jahr vor dem Beginn der Corona-Pandemie eröffnet, doch seit nunmehr einem Jahr stehe sie "unter Volldampf", wie sie sagt. "In der Corona-Pandemie bist du immer dabei, dich neu zu erfinden, dein Konzept zu verändern und irgendwie auf die Gegebenheiten einzugehen", erklärt sie den Dauer-Stress. Und ergänzt: "Die ständige Existenzangst macht mich mürbe und kaputt."
Corona-Schließungen: Wovon Sabine gerade lebt
Inzwischen habe Sabine auch mit den körperlichen Folgen der Corona-Belastung zu kämpfen. Ihr Café leitet sie im Moment vom Krankenbett aus. Die finanzielle Lage ist sehr schwierig. Treue Kundinnen würden zwar weiter im Laden einkaufen und hätten sogar eine Spendenaktion gestartet. Doch um die monatlichen Fixkosten decken zu können, hat Sabine auf Rücklagen zurückgreifen und einen Kredit aufnehmen müssen. Ihre Lebenshaltungskosten bezahlt sie vom Gehalt ihres Mannes. Denn der hat weiterhin eine Vollzeitstelle.
Sabine sagt, sie hat zwar staatliche Hilfen bekommen, doch auf das Geld hätte sie teilweise monatelang warten müssen. Ihr Verhältnis zur Politik bezeichnet sie deshalb im Moment als schwierig. "Ich war immer jemand, der gesagt hat, dass ich hinter der Politik und den Maßnahmen stehe. Aber als die November-Hilfe Ende Dezember immer noch nicht ausbezahlt war, da habe ich mir auch gesagt, dass es so nicht geht", erklärt sie.
"Für uns gibt es keine Perspektive. Wir werden nicht erwähnt. Das tut weh."
Die Erfahrungen im vergangenen Jahr hätten dazu geführt, dass ihr Vertrauen in die Politik "angeknackst" sei, so Sabine. Auf einen offenen Brief habe sie bislang keine Antwort bekommen. Kurz vor den Landtags- und Kommunalwahlen vor wenigen Wochen hätten einige Kommunalpolitiker das Gespräch mit ihr gesucht. Doch für Sabine habe das einen komischen Beigeschmack gehabt. Ihr kam es so vor, als sei es dabei vor allem um Wählerstimmen gegangen. Die Café-Besitzerin wünscht sich in der Krise nun Regeln, die sie und andere Gastronomen realistisch umsetzen können. Außerdem fordert sie eine bessere Zusammenarbeit von Politik und Gaststättenverband – damit sie auch in Zukunft weiter Waffeln, French Toast und Smoothies verkaufen kann.