Garten oder BalkonpflanzenWas Urin als Düngemittel taugt
Wenn es im Garten und auf dem Balkon nicht so richtig wächst, dann kommt oft Dünger zum Einsatz. Wäre die naheliegendste Lösung da nicht der eigene Urin? Warum das nur bedingt eine gute Idee ist, erklärt die Biologin Jasmin Schreiber.
Urin ist reichhaltig an Stickstoff und Phosphor, beides sind Stoffe, die vor allem Brennnesseln sehr mögen, sagt die Biologin und Buchautorin Jasmin Schreiber.
"Brennnesseln lieben Urin, weil da ziemlich viel Stickstoff und Phosphor enthalten ist. Das sind Stoffe, die die Pflanzen sehr mögen und dem Wachstum ziemlich gut hilft."
Auch Pflanzen wie Löwenzahn mögen Urin, sagt Jasmin. Den sehe man häufig am Wegesrand wachsen, da wo Hunde gerne "düngen".
Urin als Dünger: Auf die Pflanze komm es an
Je nach Ernährung schwanke unser Urin im pH-Wert zwischen sauer und alkalisch. Haben wir einen alkalischen Urin, dann kann es beispielsweise sein, dass die Heidelbeere im Garten, die einen sauren Boden braucht, nicht besser sondern schlechter wächst, so die Biologin. Manche Pflanzen würden außerdem überhaupt nicht gut mit Stickstoff klarkommen und könnten bei einer "Urin-Düngung" eingehen.
"Man sollte wie mit allem Dünger nicht den vollen Strahl auf die Pflanze richten, sondern auf jeden Fall verdünnen. Auch, weil im Urin Salze enthalten sind."
Da im Urin außerdem Salze enthalten sind, sollte dieser als Düngemittel unbedingt verdünnt werden, um den Boden nicht zu versalzen, rät die Biologin.
Medikamenten-Rückstände sind ein Problem
Ein anderes Problem seien die Medikamenten-Rückstände im Urin, sagt Jasmin Schreiber. Hormonrückstände, etwa von der Antibabypille, seien unliebsame Stoffe, die wichtige Mikroorganismen im Boden zerstören können.
"Wenn jetzt alle anfangen würden, ihre Gärten mit Urin zu düngen, hätten wir ziemlich viele Medikamente, die wir gar nicht so gern im Boden haben wollen."
Medikamenten-Rückstände sind aber auch problematisch für Kläranlagen und unsere Wasserversorgung, wenn sie in das Grundwasser gelangen. "Tatsächlich ist das ja auch ein Problem der Landwirtschaft", so die Biologin. Das sei mit ein Grund, warum die Behandlung von Nutztieren mit Medikamenten oder Hormonen sehr umstritten sei.