Gaming für Menschen mit BehinderungBarrierefreies Gaming: Volle Kontrolle
Einen Controller für Computerspiele zu bedienen, fällt Menschen mit zwei funktionierenden Händen oft schon schwer. Für Menschen mit Behinderungen ist die Herausforderung noch größer. Doch barrierefreies Gaming ist mit dem richtigen Zubehör kein Problem.
Nathan Drake ist einer der größten Helden der Computerspielewelt. In der "Uncharted-Serie" – einem Actionadventure-Game - ist er eine Art moderner Indiana Jones. Er springt, klettert und kriecht durch antike Ruinen, liefert sich wilde Verfolgungsjagden mit Gangstern, verprügelt sie und wirft sich in mörderische Feuergefechte. Den Actionheld durch seine Abenteuer zu steuern, ist ziemlich kompliziert.
Barrierefreie Untermenüs wichtig
Für Melanie Eilert ist das noch schwieriger. Melanie ist Anfang 30, sie ist an Spinaler Muskelatrophie erkrankt - einem Muskelschwund - und sitzt im Rollstuhl. Im Alltag leiht ihr eine Assistentin Arme und Beine. Melanie kann ihre linke Hand gar nicht und die rechte nur ein bisschen bewegen.
"Meine linke Hand kann ich eigentlich gar nicht bewegen, die rechte nur eingeschränkt. Und ich könnte auch den Controller jetzt nicht anheben oder kippen, was ja auch in manchen Spielen gefordert ist."
Melanie liebt Computerspiele. Am liebsten zockt sie langsamere Games, in denen es mehr um die Story geht. Die kann sie besser steuern. Aber Melanie hat auch das Action-Abenteuer "Ucharted 4" von vorne bis hinten durchgezockt.
Geholfen hat ihr dabei ein extra Untermenü für barrierefreie Eingaben, mit denen sie Tasten selbst belegen kann. "Und das war auch sehr durchdacht, das konnte ich tatsächlich mit dem Standard-Controller durchspielen", sagt Melanie.
Individuell angepasste Controller
Nur wenige Games machen barrierefreies Spielen so einfach. Oft reicht der Standard-Controller nicht aus. Wer ohne ohne Hände spielen muss, braucht andere technische Hilfsmittel. Der Profispieler Rocky Nohands etwa spielt den Shooter "Fortnite Battle Royal" komplett mit dem Mund. Wenn er in eine kleine Röhre pustet, ballert er los – so macht er seine nicht-behinderten Gegenspieler oft gleich reihenweise platt.
Für Rocky Nohands funktioniert diese Steuerung gut, andere Spieler brauchen andere Lösungen. Auch Melanie braucht in der Regel einen Controller, den sie ganz genau an ihre Bedürfnisse anpassen kann. Kürzlich hat sie den neu erschienen Xbox Adaptive Controller von Microsoft getestet, den die Spieler - ganz nach ihren Bedürfnissen - zwischen die Knie, an den Kopf oder unters Kinn pressen können.
Mit 90 Euro ist der Controller viel günstiger als Spezialanfertigungen. Melanie kann damit sogar das schnelle, aggressive "Doom" spielen. Entwickelt hat den Controller die Hardware-Designerin Gabi Mitchel. Über fünf Jahre hat sie daran gearbeitet. Das Besondere an dem Controller ist, dass daran alle möglichen Zusatzgeräte angeschlossen werden können – Knöpfe, Mundsteuerung, Pedale zum Beispiel. Das Ziel sei es gewesen, dass jeder Mensch Zocken kann und Spaß dabei hat.
"I am most proud of this controller and that was the most important thing: Everybody should be able to play and have fun. That’s more important than anything else."
Bei den Spielern kommt der Adaptive Controller mit seinen vielen Anschlussmöglichkeiten gut an. Allerdings funktioniert der Controller nur mit der Xbox-Konsole oder einem PC. Für den großen Konkurrenten "Playstation" von Sony gibt es eine solche Alternative noch nicht.
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