Spielemesse 2024Gamescom: Spieleentwicklung ist teuer
Die Gamescom ist Treffpunkt für Gamer, für Entwickler, Publisher und die gesamte Branche. An Game-Ideen mangelt es nicht. Aber eine Klage ist omnipräsent auf der Messe: Es werde nicht genug in neue Spiele investiert.
In Köln ist die weltweit größte Spielemesse gestartet: Die Gamescom läuft noch bis zum 25. August. Die neuesten Spiele werden dort präsentiert und können gespielt werden. Zugleich ist die Messe ein wichtiger Branchentreff. Dabei geht es auch um Investitionen, Umsätze und Gewinne.
Wie viel ein Spiel in Entwicklung und Marketing kostet, ist ganz unterschiedlich, sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Thomas Ruscher. "Die ganz großen Blockbuster-Games wie 'Assassin's Creed' oder 'Star Wars Outlaws' kosten locker über 100 Millionen Euro."
Gamescom: Investitionen für Spiel-Ideen
Aber auch Indie-Spiele sind relativ teuer. Der Solo-Game-Entwickler Martin Nerurkar spricht von Kosten zwischen 100.000 bis 200.000 Euro, wenn ein Spiel in einem Jahr aufgesetzt wird. Das entspricht Ausgaben für zwei bis drei Entwickler*innen. Dauert die Entwicklung länger, steigen die Ausgaben entsprechend.
"Für ein Jahr Entwicklungszeit kann man schon 100.000 bis 200.000 Euro rechnen."
Um diese Ausgaben wieder reinzuholen, muss sich ein Indie-Game, das ein Jahr entwickelt wurde, etwa 50.000 Mal verkaufen, erklärt Thomas Ruscher. Dafür muss der Verkaufspreis bei rund 20 Euro liegen.
Für die Entwicklung neuer Spiele sind Publisher wichtig, also Computerspiel-Verlage. Ein Beispiel: Deck13 Spotlight ist ein Publisher für Indie-Teams und entwickelt auch eigene Produkte.
Hoher Druck und Konkurrenz für Spieleentwickler*innen
Michael Hoss arbeitet als Head of Product für die Firma. Wenn ihm Spielentwickler*innen auf der Gamescom Ideen vorschlagen wollen, müssen sie schnell auf den Punkt kommen. "Wenn du mir dein Spiel nicht in drei Sätzen erklären kannst, dann weißt du nicht, was du für ein Spiel baust."
"Du solltest mir das Spiel innerhalb von 30 Sekunden erklären können."
Das klingt anstrengend und auch die Konkurrenz ist hart. "Viele Teams suchen nach Geldgebern", sagt Thomas Ruscher. So auch junge Entwickler*innen, die sich teils an Messeständen präsentieren, die von Bundesländern gefördert werden. "Diese Teams brauchen dringend eine Geldspritze", sagt unser Reporter.
Doch das Geld in der Branche sei knapp, so Publisher Michael Hoss. "Ich habe so eine Zeit wie jetzt noch nie erlebt." Sein Unternehmen könnte gerade zehn interessante Titel entwickeln, die erfolgversprechend sind. Aber das Geld dafür fehle. "Die Spieleteams sind die Leidtragenden", sagt Thomas Ruscher.
"Es gibt Spieleprojekte, die ganz bestimmt erfolgreich wären, die trotzdem keinen Vertrag bekommen."
Diese Erfahrung macht auch die Spieleentwicklerin Mel Taylor. Sie arbeitet an dem Game Blueberry, das fast fertig ist. Kern des Spiels ist die Lebensgeschichte einer Frau von der Kindheit bis zum Tod. Dabei werden Mutter-Tochter-Probleme sowie Traumata thematisiert. Kein Thema, das einfach zugänglich ist. "Aber bei allen, die es schon gespielt haben, kommt es super an", sagt Thomas Ruscher.
Um ihr Game fertig zu entwickeln, braucht Mel Taylor noch ein paar Monate Zeit und eine Finanzierung von rund 50.000 Euro. Doch sie muss zurzeit feststellen, dass viele Publisher direkt abwinken. Das sei bislang anders gewesen.
Langfristig braucht es jedoch wieder neue Spiele und nicht allein Blockbuster-Games, sondern eben auch Indie-Spiele, findet unser Reporter.