Nach Abbruch der "Welcome-to-Hell"-DemoSchuldzuweisungen auf beiden Seiten
Wasserwerfer, Tränengas, Verletzte – schon nach kurzer Zeit war die "Welcome-to-Hell"-Demonstration vor Beginn des G20-Gipfels beendet. Weil die Polizei keine andere Wahl gehabt habe. Viele Teilnehmer sehen das anders.
Offiziell startet der G20-Gipfel erst heute (07.07), aber schon seit Tagen wird gegen das Treffen der Staatenlenker demonstriert. Ein vorläufiger Höhepunkt sollte die "Welcome-to-Hell"-Demonstration am Fischmarkt am Donnerstag sein. Aber schon nach kurzer Zeit hat die Polizei die Versammlung aufgelöst – mit Wasserwerfern und Tränengas.
Beruhigt hat sich die Lage seitdem nicht. Den ganzen Morgen über sammeln sich Mitglieder des Schwarzen Blocks in Gruppen von rund 30 Leuten, errichten Barrikaden und zünden sie an, erzählt unser Korrespondent Christian Wolf. Wenn die Polizei ausrückt, lösen sich die Gruppen schnell wieder auf und verschwinden – ein Katz-und-Maus-Spiel.
Ob die Demonstration gestern Abend wirklich aufgelöst werden musste – darüber wird heftig diskutiert. Polizeisprecher Timo Zill hat sehr schnell die Schuldigen gefunden: Die Polizei habe versucht, den Schwarzen Block zu separieren, um die friedlichen Demonstrationsteilnehmer zu ihrem Recht kommen zu lassen. Das sei gescheitert, weil es sofort "eine massive Gewaltbereitschaft gegen Polizeibeamte" gegeben habe. Seine Kollegen seien mit Eisenstangen und Holzlatten attackiert worden. Auch Flaschen seien geflogen. Die Polizei habe deshalb keine Wahl gehabt: Sie brach die Demonstration ab und auch die Anmelder hätten die Demonstration für beendet erklärt.
Frauen geschlagen
Einige Demonstranten sehen das ganz anders. Ohne Vorwarnung seien Wasserwerfer eingesetzt worden, selbst Frauen seien geschlagen worden, berichten sie. Schon bevor sich die meisten Demonstranten in Bewegung setzen konnten, sei die Meldung durchgedrungen, dass der Zug von vorne geräumt werde, erzählt ein anderer Teilnehmer. Kurz: Es gibt Schuldzuweisungen auf beiden Seiten. Und es ist nicht zu erwarten, dass schnell geklärt werden wird, was wirklich passiert ist und wer sich falsch verhalten hat. Zurzeit kommt niemand dazu, ein Resümee zu ziehen. Im Laufe des Tages will sich aber der Hamburger Innensenator Andy Grote zu den Ereignissen äußern.
Dass sich die Lage auf Hamburgs Straßen während des G20-Gipfels beruhigt, ist eher unwahrscheinlich. Seit Freitagmorgen um sechs Uhr gilt ein Versammlungsverbot im gesamten Hamburger Stadtgebiet. Trotzdem haben Demonstranten weitere Aktionen angekündigt. So sollen die Zufahrtsstraßen zu den Messehallen blockiert werden, wo der Gipfel tagt. Und auch Bahnstrecken und der Hafen sollen lahmgelegt werden, sagt Christian Wolf.