FührerscheinWenn uns der Fahrlehrer verunsichert
Brüllerei statt Fahrtraining: Wie Jesslyn in sechs Jahren trotzdem ihren Führerschein gemacht hat. Daniela Hofmann kann auf Machtgehabe verzichten, sagt sie. Sie ist Fahrlehrerin.
Als Jesslyn mit dem Führerschein angefangen hat, war sie 16 Jahre alt. Als sie ihn endlich hatte war sie 22. Jesslyn hat vor allem deswegen so lange für den Führerschein gebraucht, weil jede Fahrstunde eigentlich ein kleines Trauma war, wie sie sagt. Dabei war die Motivation da. "Am Anfang hatte ich mich mega doll gefreut. Und hatte Lust, meinen Führerschein fertigzumachen", sagt sie heute.
Fahrstunden als kleine Traumata
Während der Fahrstunde ist ihr erster Fahrlehrer einfach immer lauter, böser und gemeiner geworden, berichtet sie. Das war dann nach einigen Stunden echt blöd. Danach ist sie um die Ecke gegangen und hat angefangen zu weinen.
Das war wirklich ein großer Druck oder keine schöne Erinnerung, sagt Jesslyn. Für sie hat das auch etwas mit ihrem jungen Alter und dem damit verbundenen geringeren Selbstbewusstsein zu tun.
"Als 16-Jährige traut man sich nicht, in dem Moment etwas zu sagen. Viele können nicht für sich selbst aufstehen."
Nach der Führerscheinpause hat sie einen sehr lieben und netten Fahrlehrer gefunden. Sie hat sich vom ersten Tag an mit ihm verstanden, sagt Jesslyn. Sie vermutet, dass manche Fahrlehrer an jugendlichen Schüler*innen ihre Machtgefühle ausleben.
"Teilweise denken sich viele Fahrlehrer, dass die vielleicht mit Jugendlichen machen können, was sie möchten."
Heute empfiehlt Jesslyn allen Fahrschüler*innen, bei Problemen mit dem Fahrlehrer, direkt mit der Fahrschule zu sprechen. Für sie ist das Zwischenmenschliche das Wichtigste.
Fahrschule als Männerdomäne
Fahrlehrerin Daniela Hoffmann findet, dass Fahrschulen auch heute noch oft von Männern dominiert sind und manche ihre Schüler*innen von oben herab behandeln.
"Ich glaube einfach, dass die Fahrschule generell noch immer eine Männerdomäne ist und dieses Autothema sehr oft ein Machoding ist."
Keine günstige Ausganssituation, findet sie und sagt, im Auto müssen beide Seiten einfach eine Vertrauensbasis finden, sonst sei das eine sehr unangenehme Situation. "Man muss sich einfach in einem Auto wohlfühlen", ist sie überzeugt. Auch deswegen plant Daniela Hoffmann, eine Fahrschule für Frauen zu gründen. Speziell in der Fahrausbildung seien Fahrlehrerinnen vielleicht ein bisschen sensibler als ihre männlichen Kollegen.
"Frauen sind einfach noch viel zu wenig in diesem Bereich. Und wir wollen eigentlich auch Frauen dazu motivieren, in diese Richtung zu gehen."