Ausschreitungen im FußballNicht alle Ultras sind Gewalttäter
Brennende Stadionsitze, Böllerwürfe - beim Erstrundenspiel im DFB-Pokal zwischen Hansa Rostock und Hertha BSC kam es erneut zu gewalttätigen Ausschreitungen. Das Spiel musste für 15 Minuten unterbrochen werden.
Bei der Bewertung der aktuellen Ausschreitungen ist es für Sportjournalist Klaas Reese immer wichtig, auch mal einen Blick in die Historie zu werfen. Denn Gewalt in den Stadien ist kein neues Phänomen. In den 80er und 90er Jahren war es schon mal deutlich schlimmer, sagt er.
"Bei den Bildern vom Spiel kann einem Angst und Bange werden. Aber die Gefahr, auf dem Weg ins Stadion einen Unfall zu haben, ist größer als im Stadion verletzt zu werden."
Klaas Reese warnt davor, alle Ultragruppierungen gleichzusetzen mit gewaltbereiten Fans oder Gewalttätern. In jeder Stadt gebe es unterschiedliche Ultragruppen mit unterschiedlichen Zielsetzungen. Die Gruppierungen seien zwar untereinander vernetzt, aber das seien eher lose Beziehungen. Zumal die Fluktuation bei den Gruppierungen sehr groß sei. Die meisten Ultragruppen haben mit Gewalt nichts am Hut. Im Gegenteil. Sie engagieren sich ehrenamtlich und unterstützen soziale und kulturelle Projekte in ihrer Region.
"Eine Verallgemeinerung wie ‚Alle Ultras sind gewalttätig‘, die kann man nicht treffen."
Das Problem mit den Stadionverboten
Um die Gewalt in den Stadien einzudämmen, stehen aktuell verschiedene Ideen in der Diskussion. Die Polizei spricht sich für mehr Stadionverbote aus. Geisterspiele hingegen hält sie nicht für sinnvoll. Aber auch die Stadionverbote können Menschen treffen, die es im Zweifel gar nicht verbockt haben, sagt Klaas Reese.
"Ein Stadionverbot auszusprechen, klingt immer ganz einfach, aber du musst ja auch einen Beweis haben, dass jemand etwas gemacht hat."
Laut Zentraler Informationsstelle Sporteinsätze gab es im September 2016 insgesamt 1600 Stadionverbote – im Jahr zuvor waren es noch 600 mehr. Das sind schon gar nicht so wenige und die gelten auch deutschlandweit. Das Schwierige für die Polizei: Täter, die mit Maske im Stadion sind, sind eben nicht so leicht zu identifizieren.
Um die Situation zu entschärfen schlägt Klaas Reese vor, die Interessen der Fußballfans wieder ernster zu nehmen. Vor allem die zunehmende Kommerzialisierung, die zuletzt in den Auftritt von Helene Fischer beim DFB-Pokalfinale gipfelte, kommt bei vielen Fans nicht gut an. Außerdem rät Klaas Reese den Verantwortlichen, sich wieder mehr in der Jugendarbeit zu engagieren.