Fußball in LeipzigWandel statt Spaltung
Aufsteiger RB Leipzig mischt gerade die Bundesliga auf und steht auf Platz zwei der Tabelle. Auch dank der Millionen der Red Bull Gmbh. Trotz harter Kritik quer durch Deutschland, wollen die Leipziger selbst von einer Spaltung der Stadt aber nichts wissen.
Nach der Hinrunde der aktuellen Bundesligasaison liegt der Aufsteiger RB Leipzig nur drei Punkte hinter dem Rekordmeister FC Bayern München auf Platz zwei. Die Heimspiele des Clubs sind in der Regel ausverkauft, und die Verantwortlichen denken schon darüber nach, ein neues, größeres Stadion zu bauen.
Die Fanszene in Leipzig vermischt sich
Neben den langjährigen RB-Fans kommen auch immer mehr Menschen in die Red Bull Arena, die sich erst seit dem kometenhaften Aufstieg für den Verein interessieren oder bisher den lokalen Rivalen 1. FC Lokomotive Leipzig und BSG Chemie Leipzig die Treue gehalten haben.
"Wir haben ganz viele 40-plus-Fans, die von Chemie Leipzig hergekommen sind. Und das werden auch immer mehr."
RB-Leipzig-Fan Max sieht die Entwicklung mit gemischten Gefühlen. Mit dem neuen Schwergewicht RB Leipzig gibt es seiner Meinung nach zwar schon eine härtere Abgrenzung in der Fanszene, für die Stadt Leipzig und den gesamten Osten Deutschlands empfindet er die Entwicklung aber als positiv.
Genauso sehen es auch viele Leipziger, die nicht unbedingt jedes zweite Wochenende ins Stadion gehen. Sie sind stolz darauf, dass der Gründungsort des Deutschen Fußballbundes und der erste deutsche Fußballmeister wieder so weit oben mitspielen. Die Stadt Leipzig werde so weiter in den Fokus des deutschen Bewusstseins gerückt.
Leipzig ist nicht gleich RB Leipzig
Trotz all der Euphorie gibt es in Leipzig auch nachdenkliche Stimmen, die den "RB-Rausch" mit einem kritischen Auge sehen wie Thomas Schmidt-Lux. Er bloggt zusammen mit seinen Freunden auf zwangsbeglueckt.de.
Sie sehen ihre Mission darin, kein Einheitsbild von Leipzig entstehen zu lassen, in dem alle Einwohner oder gleich der gesamte Osten der Bundesrepublik hinter RB Leipzig stehen.
"Spaltung finde ich keinen zutreffenden Begriff, um die Lage in Leipzig zu beschreiben oder zu verstehen. Weil Spaltung viele offene oder verdeckte Konflikte impliziert und auch viele voneinander abgrenzbare Gruppen. Ich glaube, damit hat man es in Leipzig nicht zu tun."
Der promovierte Soziologe ist darum bemüht, auch Zwischentönen Gehör zu verschaffen, die zwar nicht von einer Spaltung in der Stadt sprechen, aber doch klar machen sollen, dass Leipzig sich nicht nur über einen erfolgreichen Fußball-Verein definieren lässt.
Ähnlich sieht das Thomas Franzsky, der als ehrenamtlicher Kommentator beim Fanradio Lokruf des Regionalliga-Vereins Lok-Leipzig seine Mannschaft am Mikrofon begleitet. Er bleibt seinem Verein treu, auch wenn die besten Zeiten mit drei deutschen Miesterschaften erst einmal vorbei sind, überall der Putz abbröckelt und die Tribüne im Stadion aus einer Zeit stammt, in der noch mit Holz gearbeitete wurde.
"Und ein Riss durch die Stadt!? Es gibt ja viele Menschen, die in den letzten Jahrzehnten nach Leipzig gekommen sind. Die kannten weder Chemie noch Lok. Und die haben jetzt RB Leipzig vorgesetzt bekommen und sagen: Juchu, ich kann Freitag, Samstag, Sonntag Bundesliga schauen. Herzlichen Glückwunsch!“