Kindheit und PrägungFrüher uncool: Wie uns die Schulzeit prägt
Zu schlau, zu dick, zu uncool: Wer in der Schule von der Norm abgewichen ist, wurde oft ausgeschlossen. Wie dieses Gefühl bis heute unser Leben prägen kann, besprechen wir in der Ab 21 – unter anderem mit der Journalistin Julia Friese, die früher Außenseiterin war und heute größere soziale Ängste hat als andere.
Als Teenie ist sie mit Bleistiftrock und Blazer zur Schule gegangen, während die anderen Baggy-Jeans und Skater-Schuhe getragen haben. Damit wollte sich Autorin und Journalistin Julia Friese zwar von den anderen abgrenzen, Außenseiterin wurde sie aber nicht ganz freiwillig, sagt sie heute: "Ich war schüchtern und habe mich in meine eigenen Fantasiewelten reingesteigert."
"Wenn ich neue Leute Menschen kennenlerne, bin ich eher schüchtern. Es ist ein größerer Stress für mich, als für andere."
Später in der Oberstufe hat sie sich ihren Mitschülerinnen und Mitschülern angenähert und wurde auch akzeptiert, erinnert sie sich. Heute beobachtet sie allerdings, dass sie noch immer unsicher ist, wenn sie auf neue Leute trifft: "Ich habe größere soziale Ängste, als es normal ist. Was auch immer normal ist." Was Julia heute über die Coolen aus der Schule von damals denkt, hat sie uns im Interview erzählt.
Nicht alle Musiker sind Underdogs
Viele Stars, die Klatschmagazinen Interviews geben, zählten nach eigenen Angaben in der Schule zu den Uncoolen: von der Ausgeschlossenen zur Hollywood-Schauspielerin. Martin Bechler, Frontmann der Indie-Band Fortuna Ehrenfeld, bezweifelt allerdings, dass alle Künstlerinnen und Künstler in der Schule uncool waren.
Martin kann sich kaum vorstellen, dass Leute im Rampenlicht früher ausgegrenzt wurden. Er glaubt eher, dass Menschen gern Underdog-Geschichten erzählen. Trotzdem weiß er auch, was es bedeutet, ausgegrenzt zu werden. Martin Bechler ist als Kind zum Klavierunterricht gegangen, während andere Basketball gespielt haben.
"Wenn ich heute als Künstler Zuspruch bekomme, wittere ich erst mal Verrat. Um mit Frank Zappa zu sprechen: Jeder ist für mich ein Arschloch, der mir nicht das Gegenteil bewiesen hat."
Früher habe er wenig Zuspruch für seine Musik bekommen, heute sei das anders. Trotzdem könne er noch immer schlecht Komplimente annehmen.
Wenn das Schulhof-Image noch immer präsent ist
Als Teenager sind wir auf der Suche nach dem eigenen Ich und grenzen uns deshalb stark zu anderen Menschen ab. Daher komme auch der Hang, Menschen in der Schulzeit in verschiedene Schubladen zu stecken, sagt Psychologin Julia Tomuschat. Sie hat das Buch "Versöhnung mit dem inneren Teenager" geschrieben und sich damit auseinandergesetzt, wie negative Erfahrungen aus der Schule uns auch über die Schulzeit hinaus prägen.
"Als Teenie ist es wichtig, sich abzugrenzen und zu formulieren: Wer bin ich nicht? Und dann geht es oft gegen eine Gruppe, die mir eben nicht gefällt."
Gerade Menschen, die in der Schule gemobbt wurden, fühlten sich zum Teil auch später noch sehr unsicher in größeren Gruppen. Welche Auswege es für solche Prägungen gibt, hat Julia Tomuschat uns im Podcast verraten.