SchädlingsbekämpfungMit diesen Tipps werden wir Fruchtfliegen und Co. los
Sie kommen, um zu bleiben: Fruchtfliegen, Ameisen, Motten oder Silberfische. Wie wir sie wieder loswerden, erklärt Mario Ludwig. Er ist Biologe und Sachverständiger für Schädlingsbekämpfung.
Im Sommer lassen wir Türen und Fenster gerne offen – und laden damit auch weniger liebsame Gäste ein. Im Haus oder in der Wohnung tummeln sich dann gerne auch mal Ameisen, Wespen oder Mücken. Viele der kleinen Tierchen sind zwar nicht wirklich schädlich, mit ihnen leben wollen wir oft aber doch nicht. Wie wir sie ohne chemische Keulen wieder loswerden, erklärt Biologe Mario Ludwig.
Schädlinge ohne chemische Keulen wieder loswerden
Fruchtfliegen
Bei heißen Temperaturen reift Obst besonders schnell und wird so zum gefundenen Fressen für Fruchtfliegen. Die lieben gärende Substanzen besonders. Außerdem legen sie ihre Eier am liebsten im reifen Obst ab. Bis zu 400 Stück pro Weibchen, sagt der Biologe.
Wie lange die Entwicklung eines Eis zur fertigen Fruchtfliege dauert, ist temperaturabhängig. Bei 25 Grad beträgt die sogenannte Generationsdauer etwa neun Tage. Im Sommer dementsprechend nur ein paar Tage.
"Selbst, wenn wir unsere Wohnung hermetisch abriegeln würden, wäre das kein Schutz vor einer Fruchtfliegen-Invasion."
Unsere Wohnung gegen Fruchtfliegen abzudichten, ist eher vergebliche Mühe, meint der Biologe. Denn meistens bringen wir die kleinen Tierchen aus dem Supermarkt oder Markt mit. In dem Obst nisten Eier und Larven. Sobald sie schlüpfen, befindet sich die Gründergeneration in der Küche und vermehrt sich fleißig weiter.
Das hilft:
- Damit die Fruchtfliegen gar nicht erst schlüpfen, sollte Obst also direkt nach dem Einkauf abgewaschen werden.
- Im Sommer sollte es außerdem am besten im Kühlschrank gelagert werden.
- Sind die Fruchtfliegen aber im Haus, hilft eine Fruchtfliegenfalle. Dafür einfach Wasser und Essig zu gleichen Teilen in ein Wasserglas kippen, ein wenig Spülmittel reintropfen und in die Küche stellen. Der Geruch des Gemischs zieht die Fruchtfliegen geradezu magisch an. Durch das Spülmittel wird die Oberflächenspannung des Wassers geschwächt. Bedeutet: Die Fruchtfliegen können sich nicht mehr auf der Wasseroberfläche halten und ertrinken in der Mischung.
Ameisen
Nach einem Tag am Badesee ist es nicht unwahrscheinlich, dass wir eine Ameise mit nach Hause bringen. Auch eine einzelne Ameise kann dabei der Anfang einer Ameisenstraße in die eigene Küche sein, sagt Mario Ludwig. Denn Ameisenvölker verständigen sich über Duftspuren. Haben sie eine Futterquelle gefunden, können sie den übrigen Ameisen so Bescheid geben.
Dabei haben die kleinen Tierchen viele Möglichkeiten ins Haus zu gelangen: Offene Türen und Fenster, Rohre, defekte Dichtungen oder Risse in den Verkleidungen. Es ist nahezu unmöglich, ein Haus gegen Ameisen abzudichten, so der Biologe.
"Es bringt überhaupt nichts, die Ameisenstraße wegzusaugen, denn damit erwische ich ja nur einen kleinen Teil der Arbeiter*innen. Langfristig werden wieder welche nachkommen."
Wichtig ist dabei, herauszufinden, wo das Nest sitzt. Denn dort befindet sich die Ameisenkönigin und produziert weiter neue Arbeiterinnen. Im Garten sind Ameisen auch sehr nützliche Tiere. Sie entfernen nämlich Aas und tote Insekten. Wenn es also nicht allzu viele sind, rät unser Experte dazu, nichts dagegen zu unternehmen.
Das hilft:
- Zitronenschalen auf der Ameisenstraße zerreiben. Den Geruch können Ameisen nicht ausstehen und sie treten den Rückzug an.
- Die Ameisenstraße mit Essigessenz besprühen. Dadurch wird die Duftspur übertüncht und die Ameisen werden orientierungslos.
Silberfische
Silberfische sind grundsätzlich keine Schädlinge: Sie stechen und beißen nicht und zerstören auch nichts. Schön anzusehen sind sie für viele aber trotzdem nicht. Die kleinen Tierchen lieben Wärme und Feuchtigkeit, deshalb finden wir sie meist in der Küche, im Bad oder in der Waschküche. Außerdem sind sie nachtaktiv und verstecken sich tagsüber meist in Rissen, Fugen oder Ritzen.
Das hilft:
- Lüften! Besonders nach dem Duschen und Kochen ist Lüften besonders wichtig. Dadurch beugen wir einer Invasion durch Silberfische grundsätzlich vor.
- Mit einer selbst gebastelten Klebefalle lassen sich die Tierchen auch leicht ohne Chemie fangen. Dafür auf ein Stückchen Papier etwas Honig oder Kleber mit etwas Zucker geben und an den betroffenen Stellen auslegen. Die Fallen anschließend regelmäßig kontrollieren und die Tiere töten. Denn Silberfische können ziemlich lange ohne Nahrung auskommen – und sterben sonst lange und qualvoll.
Mücken
Mücken werden im Sommer zu besonders unliebsamen Gästen. Schalten wir einfach nur das Licht im Schlafzimmer aus, werden wir sie jedenfalls nicht los, sagt Mario Ludwig. Denn die Blutsauger werden nur durch zwei Dinge angezogen: Durch das Kohlenstoffdioxid, das wir ausatmen und durch unseren persönlichen Körpergeruch.
"Mücken interessieren sich nicht dafür, ob Licht brennt oder nicht."
Das hilft:
- Repellent mit dem Wirkstoff DEET, das wir direkt auf die Haut sprühen.
- Biozid-Verdampfer, die an der Steckdose angebracht werden, helfen zwar zuverlässig dabei, Mücken abzutöten. Sie sind allerdings auch ein Nervengift, das wir im Schlaf einatmen.
- Weniger hilfreich sind ätherische Öle und Pieptöne. In verschiedenen Studien konnten kaum Effekte nachgewiesen werden.
Bettwanzen
Sie stechen auch, sind aber sehr viel schwerer loszuwerden: Bettwanzen. Ob unser Zimmer mit Bettwanzen befallen ist, können wir an verschiedenen Zeichen erkennen.
- Es sind Blutspuren auf der Bettwäsche
- Süßlicher Geruch im Raum
- Stiche auf der Haut (oft in einer Reihe)
- Kleine Kot-Spuren auf dem Bett, die ähnlich aussehen wie Kaffeesatz
Wenn das der Fall ist, hilft nur professionelle Hilfe! Zur Schädlingsbekämpfung wird dann punktuell Insektizid auf die betroffenen Stellen gegeben.
Wespen
Ähnlich wie bei Fruchtfliegen ist die Generationsdauer bei Wespen bei hohen Temperaturen kürzer. Das bedeutet, im Sommer gibt es sehr viel mehr Larven – die auch mehr zu essen brauchen. Dadurch erhöht sich der Druck auf die Arbeiterinnen, mehr Nahrung zu beschaffen.
Extreme Hitze setzt Wespen zusätzlich unter Druck, denn dann müssen sie Tag und Nacht Luft fächeln, um ihre Brut zu kühlen. Die verträgt nämlich nicht mehr als 35-37 Grad.
Das hilft:
- Sind Wespen am Tisch, sollten wir sie am besten mit Wasser besprühen. Dadurch simulieren wir Regen und die Wespen ziehen sich zurück.
- Ätherische Öle wie etwa aus Nelken, Teebaum oder Zitrus können auch helfen, die Wespen zu vertreiben. Wasser sei aber eine wirkungsvollere Methode, so unser Experte.
"Bei Kleidermotten lieber auf chemische Mittel verzichten, denn sonst ist unsere Kleidung mit Insektiziden vollgesprüht."
Kleidermotten
Bei Kleidermotten helfen altbewährte Düfte, wie etwa Lavendel, Patchouli oder Zedernholz. So halten wir sie fern. Sollte unsere Kleidung aber schon befallen sein, sollten wir den Kleiderschrank komplett ausräumen und mit Essig abreiben.
Kleidung, die es aushält, sollten wir bei 50 Grad waschen. Sensible Kleidung lieber in eine Plastiktüte geben und für vier Wochen ins Tiefkühlfach packen. Dann können wir uns sicher sein, dass keine Eier, Larven oder Motten mehr überlebt haben.