Freundschaft und BusinessWenn wir mit Freunden ein Projekt starten
Helena und Nora sind beste Freundinnen und haben ein Büchercafé eröffnet. Sie sind überzeugt: Freundschaft und Business, das wird bei ihnen klappen. Psychologin Rebecca Schild erklärt, warum Konflikte gemindert werden können, wenn man sich auf sie vorbereitet.
Helena und Nora kennen sich schon ewig. Sie gingen zusammen zur Schule, wohnten in einer WG, studierten gemeinsam BWL und verbrachten gerne Zeit zusammen – zum Beispiel in Büchercafés.
Die Work-Friends-Balance finden
So wundert es nicht, dass die Idee für das gemeinsame Büchercafé in einem solchen entstand. "Wir saßen in einem Büchercafé in Florenz bei einem Glas Wein", erinnern sich die beiden.
"Natürlich gab es hier und da Kommentare: Da muss man aufpassen! Wenn es nicht funktioniert, ist man danach vielleicht nicht mehr so gut befreundet."
Helena und Nora sind beide der Ansicht, dass man sich nicht mit jeder Freundin oder jedem Freund selbstständig machen kann. Sie haben bei ihrer Gründung dennoch keine Bedenken. Dafür, sagen sie, kennen sie sich schon viel zu lange und wissen, wie die andere tickt, was sie gut kann und wo sie sich ergänzen.
Auch in guten Freundschaften gibt es Konflikte
Konfliktpotenzial gibt es immer, sagt hingegen Psychologin Rebecca Schild. Nichtsdestotrotz rät sie nicht grundsätzlich davon ab, Freundschaft und Job zu trennen.
Ein elementarer Unterschied ist, ob das Projekt, das man gemeinsam startet, den Lebensunterhalt finanzieren soll oder es sich um so etwas wie ein Hobby handelt, sagt Rebecca Schild. Denn beim Ersteren geht es um die Existenz. Wenn die bedroht ist, bedeutet das Stress, was automatisch mehr Konfliktpotenzial mit sich bringt.
"Arbeit schafft einen anderen Kontext als Freizeit. Deswegen lohnt es sich, ein bisschen Differenziertheit darüber nachzudenken, ob man auch im Job kompatibel ist."
Rebecca Schild vergleicht ein Business unter Freund*innen mit einer Ehe. Anfangs, also in der Phase der Begeisterung, sei man noch die beste Version seiner selbst. Man glaubt, Konflikte kämen nicht auf oder dass man sie gut und konstruktiv lösen könne.
Doch wenn etwas Zeit vergangen ist, man schon viel reingesteckt hat, es anstrengend wird, sei man nicht mehr diese beste, liebevolle und verständnisvolle Person. In solchen Momenten zahle es sich aus, wenn schwierige Punkte vorab geklärt worden sind. Daher rät die Psychologin, so viel wie möglich vertraglich festzuhalten.
"Es hilft nicht, die Augen davor zu verschließen, dass gemeinsames Arbeiten auch schwierig sein kann. Es bringt eine neue Ebene rein, für die man gute Rahmenbedingungen schaffen muss."
Und dann erwähnt Rebecca Schild, noch einen weiteren Punkt, den man nicht vergessen sollte, wenn man zusammen arbeitet: die Freundschaft. Gerade wenn man zusammen arbeite, verbringe man viel Zeit miteinander, aber eben nicht mehr nur als Freund*innen, sondern auch als Geschäftspartner*innen.
Diese Erfahrung haben auch Hanna und Nora gemacht. Die rein freundschaftlich verbrachte Zeit fehlt ihnen. In so einem Fall rät die Psychologin, sich regelmäßig unabhängig des Arbeitskontextes zu treffen, etwas zusammen zu unternehmen, um einfach nur wieder Freund*innen zu sein.