Leben im ZustellwagenCampen als Wohnersatz
Philip ist 30 Jahre alt, Sozialarbeiter in Rostock und hat keine feste Wohnung. Für ihn ist das Gefühl, jeden Tag woanders aufzuwachen, die Definition von Freiheit.
Mehr als sieben Meter lang, zweit Meter breit und 2,70 Meter hoch ist der umgebaute DHL-Transporter von Philipp Koeppen. Er nennt ihn liebevoll "Henriette". Darin gibt es ein Bett, davor steht ein kleiner Tisch mit zwei Sitzplätzen, gegenüber ist eine Spüle und eine extra Kabine mit Toilette. Auf dem Dach kleben zwei Solarpanels.
Mehr braucht Philipp zurzeit nicht zum Leben. Alles, was ihm wichtig ist: Mindestens fünf Autominuten Abstand zu seiner Arbeit soll der neue Schlafplatz haben.
Campen in Deutschland
Doch darf einfach jeder in Deutschland überall übernachten? Grundsätzlich ja. Zumindest überall da, wo es nicht verboten ist, niemand gestört wird und man nur eine Nacht bleibt. An Stränden, in Wäldern oder Naturschutzgebieten ist das Wildcampen aber verboten. Auch da, wo Menschen Müll hinterlassen oder sich mit Stühlen ausbreiten, könnte es schwierig werden.
Die eigene Fahrtüchtigkeit als Argument
Philipp Koeppen hat seine persönliche Strategie, sollte doch mal jemand vom Ordnungsamt an die Scheibe klopfen. Er erkläre, er müsse seine Fahrtüchtigkeit wiederherstellen. Sich auszuruhen, um dann gestärkt weiterzufahren, sei schließlich legitim. Dass er zufällig ein Bett dabei hat, das ist Glück.
"Seine Fahrtüchtigkeit wiederherzustellen ist ein legitimes Mittel. Dass man ein Bett im Auto hat, ist dabei nicht hinderlich."
Eine feste Zahl, wie viele Menschen ist Deutschland so leben wie Philipp, ist nicht bekannt. Manche leben als Dauercamper auf Campingplätzen, manche in Wagenburgen. Grundsätzlich müssen alle Deutschen eine feste Meldeadresse oder zumindest ein Postfach besitzen. Philipp hat das bei seinen Eltern eingerichtet. Wie lange er so noch leben möchte, weiß er nicht.
Vielleicht wird es irgendwann ein Hausboot. Das gilt übrigens auch als fester Wohnsitz.