Women's MarchNach #MeToo: Es bewegt sich was
Proteste gegen Trump, die Debatte um den Hashtag #MeToo - es wirkt so, als würden diese Themen bei uns zwar wahrgenommen, aber kaum etwas ändern. Die Kulturwissenschaftlerin und Journalistin Mithu Sanyal ist da anderer Meinung.
Seit Donald Trump in den USA an der Macht ist, gab es dort mehrere große Protestmärsche für die Rechte von Frauen. Ende des Jahres wurde Hollywood erschüttert durch den beispiellosen Skandal um sexuelle Gewalt, Missbrauch und Vergewaltigungen in der Filmbranche. Durch den #MeToo-Hashtag wurde klar, dass das Problem nicht nur in Hollywood besteht. Auch deutsche Kriminalitätsstatistiken zeigen, dass wir ein Problem mit sexualisierter Gewalt haben, dennoch ist der Aufschrei bei uns längst nicht so laut wie in den USA. Woran liegt das?
Der Aufschrei in Deutschland blieb fast aus - Warum?
Die Kulturwissenschaftlerin und Journalistin Mithu Sanyal gibt zu bedenken, dass die Women's Marches direkte Proteste gegen Donald Trump sind, der bereits in vielen Fällen mit Angriffen auf die sexuelle Selbstbestimmung aufgefallen ist, sei es wegen seines "Grab them by the Pussy"-Kommentars, wenn es um Diskriminierung von Transmenschen geht oder um Abtreibungsverbote.
"Die Rechtslage in Deutschland ist nicht perfekt, aber sie ist deutlich besser. Und wir haben einiges erreicht."
Und auch in Bezug auf #MeToo hat Mithu den Eindruck, es bewegt sich etwas: "Die Leute reden sich die Köpfe heiß!" Es werden sexuelle Normen neu ausgehandelt. Auch in Deutschland ist Harvey Weinstein seitdem ein Begriff und für alle ist klar: Hier ist eine Grenze.
"Was ich toll finde an Deutschland, dass hier nicht nur sexuelle Normen verhandelt werden, sondern auch sexuelle Rollen."
Was sind Rollen für Frauen, was sind Rollen für Männer? Das sind Fragen, die zurzeit auch in Deutschland viel diskutiert werden. Die Kulturwissenschaftlerin Mithu Sanyal ist der Meinung, dass es da auch noch einiges zu tun gibt. Wenn sie zum Beispiel um Rat gefragt würde, was wir in Deutschland verbessern könnten, dann würde sie sich für ein verpflichtendes Gendertraining an Kindergärten und Schulen einsetzen, und zwar für die Erzieherinnen und Erzieher.
"Damit meine ich, dass die ihre Brille noch einmal neu überlegen sollen, mit der sie auf die Kinder gucken. Was heißt es Junge zu sein, was heißt es ein Mädchen zu sein."
Aus Experimenten wissen wir, dass es sich von Anfang an auf Kinder auswirkt, mit welchen Rollenverständnissen wir sie konfrontieren. In dieser Hinsicht gebe es auch bei uns noch einiges zu tun.
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- Kritik an #MeToo - "Flirten ist kein Delikt" | In der französischen Tageszeitung Le Monde haben 100 Frauen einen Artikel unterzeichnet, der sich kritisch über die #MeToo-Debatte äußert.