Foto-FakeDer surfende Kriegsreporter
Die Existenz eines brasilianischen Surfers, der seine Leukämie besiegt und zum erfolgreichen Kriegsfotografen wird, hat sich als Riesen-Fake herausgestellt: "Eduardo Martins" gibt es gar nicht.
Der 32-jährige Surfer Eduardo Martins aus Brasilien sieht unverschämt gut aus. Nachdem er seine schwere Krankheit überwunden hat, will er voll durchstarten und der Welt etwas zurückgeben: Er wird Kriegsfotograf in den Krisengebieten dieser Welt – und hat damit großen Erfolg: Seine Bilder werden von den großen Agenturen und Nachrichtenseiten verbreitet. 120.000 Follower hat er bei Twitter, 60.000 bei Instagram. Blöd nur, dass Eduardo Martins eigentlich gar nicht existiert…
"Da hat einer Ruhm, Kohle und Glamour gesucht – und gefunden."
Eduardo Martins war gut im Geschäft: Er hat Bilder und Berichte geschickt...
- aus Mossul im Irak
- aus dem vom IS besetzten Raqqa in Syrien
- aus dem Gaza-Streifen
Nach seinen lebensgefährlichen Einsätzen hat er dann oft noch – sofern sich das geografisch anbot – sein Surfbrett ausgepackt. Die Bilder davon konnten seine Fans dann anschließend auf diversen Social-Media-Accounts bewundern.
Erfolgreicher Glamourboy
Später erschien dann auch ein Interview mit "Eduardo Martins" im Surfer-Magazin Waves. Mit steigender Popularität des Glamour-Boys sind dann bei Fotografen-Kollegen und Journalisten erste Zweifel aufgetaucht.
"Niemand, absolut niemand hatte jemals direkten Kontakt zu Eduardo Martins – das lief alles per Mail oder Messenger."
Und dann haben ein paar Leute mal genauer hingeschaut:
- Einem Fotografen, Ignácio Aronovich, fiel auf, dass die Fotos irgendwie stilistisch uneinheitlich waren, als wenn sie von verschiedenen Fotografen aufgenommen worden wären
- Bei einem Foto, auf dem Eduardo Martins selbst zu sehen war, befand sich der Auslöser an der Spiegelreflex-Kamera links, bei den meisten ist der aber rechts
- Da fiel bei dem Kollegen der Groschen – das Bild ist gespiegelt
"Aronovich hat einige Fotos von Martins gespiegelt und dann in die Bildersuche bei Google eingegeben – Bingo. Die Fotos waren geklaut, viele von dem US-Fotografen Daniel Britt."
Sie sind also nur deshalb nicht schon vorher als Dublette aufgefallen, weil sie seitenverkehrt waren. Außerdem hat "Martins" teilweise auch die Bildausschnitte und die Farben verändert.
Der Kontakt zu den Redaktionen fand meistens über angebliche Freundinnen statt. Die Damen kannten ihn bei Nachfrage allerdings gar nicht. Auch an den Orten, die er angeblich fotografiert hatte oder wo er surfen war – überall Fehlanzeige.
"Der Mann auf den Bildern ist eigentlich Max Hepworth-Povey, ein in Spanien lebender britischer Surfer."
Martins hat die Bilder einfach von dessen Social-Media-Accounts geklaut und dann sein Gesicht in die Kriegsbilder reinretuschiert, also auf die Körper von anderen Fotografen.
Ziemlich blamabel
Der Fake ist ein "Desaster zum Thema Qualitätskontrolle", sagt Michael Gessat – eine ziemliche Blamage für die betroffenen, sehr renommierten Medien. Das Problem mit gefakten Fotos aus Krisengebieten sei nicht neu – sämtliche Agenturen und Medien haben da Vorschriften zur Überprüfung. Der Fall des "Eduardo Martins" aber legt die Vermutung nahe: Da gibt es noch sehr viel mehr Fake-Fotografen im Netz...