Tagesspiegel-Chefredakteur zum Berliner Flughafen"Da wird ein Komapatient am Leben gehalten"

Der BER, der neue Berliner Hauptstadt-Flughafen, hätte im Juni sein fünfjähriges Bestehen feiern können. Wenn alles nach Plan gelaufen wäre. Ist es aber nicht. Ob er nun zum Herbst 2020 öffnen wird, ist fraglich.

Seit dem ursprünglich geplanten Eröffnungstermin des Berliner Hauptstadt-Flughafens sind 2022 Tage vergangen. Sechs weitere offiziell angekündigte Termine sind schon geplatzt. Vor einem Jahr hatten die Verantwortlichen tatsächlich noch gedacht, man könnte den BER 2017 eröffnen. Lorenz Maroldt, Chefredakteur der Zeitung Der Tagesspiegel, hat das Drama von Anfang an verfolgt. Er zweifelt stark daran, dass der neue Termin, nämlich Herbst 2020, eingehalten werden kann.

"Von außen ist es ein wunderschönes Gebäude, aber innen drin ist es einfach chaotisch. Wir sind meilenweit davon entfernt, dass dieser Flughafen in Betrieb genommen werden kann."

Wahrscheinlich wird es kurz vorher heißen: Es hat leider nicht hingehauen. Der Bau ist jetzt schon alt. Er ist 2006 begonnen worden, und es wird kontinuierlich nachgebessert und renoviert. Die Entrauchungsanlage ist immer noch nicht genehmigt.

"Ein Riesenmonster gammelt da vor sich hin. Der BER ist wie ein Komapatient: Es müssen ja alle Funktionen am Leben erhalten werden."

Lorenz Maroldt ist der Meinung, das Gebäude hätte 2012 entkernt werden müssen, dann wäre es inzwischen längst in Betrieb. Die beschäftigen Firmen verdienen sich dumm und dämlich, sagt er. Erst jetzt habe Flughafenchef Lütke Daldrup durchgesetzt, dass die Firmen sich an Termine halten müssen, um ihr Geld zu bekommen.

Dieser Embed kann leider nur direkt auf der Webseite von Deutschlandfunk Nova angezeigt werden.

Alles auf der Baustelle BER muss instand gehalten werden: Gepäckbänder werden laufen gelassen, Wasserhähne auf- und zugedreht. Der neu angelegte Bahnhof muss gelüftet werden, weil er sonst anfängt zu schimmeln. Deshalb fahren dort jeden Tag bis zu 12 Züge durch, nur um den Bahnhof zu belüften.

"Wir geben jeden Monat nur für die Betriebskosten eines Flughafens, der nicht funktioniert, 17 Millionen Euro aus."

Wenn man die Einnahme-Ausfälle dazu rechnet, dann kommt man auf eine Summe von einer Million Euro pro Tag, die der Flughafen kostet. 

Sowieso zu klein geplant

Sollte der BER tatsächlich eines Tages in Betrieb gehen, dann gibt es noch ein zusätzliches Problem: Das Passagier-Aufkommen steigt stetig. Selbst wenn der BER heute aufmachen würde, wäre er zu klein. Deshalb wurde schon ein Plan vorgelegt für eine nötige Erweiterung: eine zweckmäßige Industriehalle, die bis 2040 fertig werden soll. Auch der alte Flughafen Schönefeld muss auf jeden Fall weiter betrieben werden.

Mehr zum BER: