FlüchtlingeAuf anderen Wegen
Nachdem die Balkanroute dicht ist, suchen die Flüchtlinge und die Schlepper alternative Routen, um nach Europa zu kommen.
Die Grenze zwischen Griechenland und Mazedonien ist dicht. Und sie wird auch bis Jahresende geschlossen bleiben, so hat es das mazedonische Parlament beschlossen. Für die Flüchtlinge in Griechenland heißt das, dass sie nicht länger hoffen können, über die Balkanroute nach Europa zu kommen. Auf der Suche nach alternativen Routen kommt nun wieder Italien ins Visier.
"Die absolut kürzeste Variante wäre Albanien-Italien. Die Flüchtlinge würden dann in Apulien ankommen - und zwar über den Kanal von Otranto."
Doch der Weg über Albanien nach Italien ist schwer, wie Sarah Zerback, unsere Korrespondentin in Rom, berichtet: "Die Grenzregion zwischen Griechenland und Albanien ist sehr gebirgig." Es gebe kaum Infrastruktur, um sich fortzubewegen.
Abfischen in der Adria
Wer es doch bis an die Küste Albaniens schafft, hat die 71 Kilometer breite Straße von Otranto vor sich - ein weiter Seeweg für die Flüchtlinge, für den man in jedem Fall größere Boote brauche als bisher für die Überfahrt von der Türkei aus auf die griechischen Inseln. Die Italiener haben sich außerdem schon darauf vorbereitet, dass Flüchtlinge diese Route nehmen könnten.
"Die italienische Marine ist auf einen solchen Fall seit Monaten eingestellt. Es gibt da verstärkt Patroullien und Boote können dort ganz leicht abgefischt werden."
Mehr Flüchtlinge auf Lampedusa
Viel größere Sorgen mache sich die italienische Regierung aber darum, dass nun verstärkt die sogenannte Italienroute genutzt werden könnte, sagt Sarah Zerback. Das ist der Weg von Nordafrika aus auf die Insel Lampedusa. Seit Jahren wird dieser Weg massiv frequentiert, vor allem jetzt in der wärmeren Jahreszeit. In diesem Jahr seien auf Lampedusa bereits etwa 12.000 Flüchtlinge angekommen - mehr als in den Jahren zuvor, sagt Sarah Zerback. Und laut westlichen Geheimdiensten sollen in Libyen bis zu 200.000 weitere Fluchtwillige warten.