Fluch der RessourcenWenn Rohstoffreichtum arm macht

Öl, Gold, Diamanten: Was nach Reichtum klingt, kann sich als Fluch für die ökonomische Entwicklung eines Landes erweisen. Gregor und Bo diskutieren darüber, ob es einen Ressourcenfluch gibt oder ob sie eher ein Segen sind – und welche Rolle die Wirtschaft dabei spielt.

Stellt euch mal Folgendes vor: Ihr seid Präsident oder Königin eines Landes und dann wird plötzlich ein riesiges Gold- oder Ölvorkommen in euren Böden beziehungsweise vor eurer Küste entdeckt: eigentlich nice, oder? Und dann kommt ein*e Ökonom*in vorbei, schaut sich das Ganze an und sagt: Das ist so ziemlich das Schlimmste, was uns passieren kann!

Ressourcenreichtum: Ein Fluch für die wirtschaftliche Entwicklung?

WTF? Auch wenn es sich zunächst paradox anhört, gibt es für dieses Gedankenspiel einige gute ökonomische und politische Argumente – auch abseits von Aspekten wie Umweltzerstörung. Die Theorie des "Ressourcenfluchs" geht davon aus, dass ein Reichtum an Rohstoffen ein Land tatsächlich ärmer macht.

"Diverse Studien legen nahe, dass Länder, in denen die Rohstoffexporte einen großen Teil der Wirtschaftsleistung ausmachen, in der Regel ein langsameres Wirtschaftswachstum aufweisen als andere vergleichbare Länder ohne nennenswerte Rohstoffvorkommen."
Gregor Lischka, Deutschlandfunk-Nova Reporter

Das Problem: Wo wertvolle Rohstoffe sind, entbrennen auch deutlich häufiger innerstaatliche oder koloniale Konflikte als in rohstoffarmen Ländern.

Mehr Rohstoffe, mehr Konflikte

Die hohen Einnahmen aus den Rohstoffgeschäften sorgen außerdem oft dafür, dass die Elite des Landes weniger auf die Bevölkerung und deren Wirtschaftsaktivitäten angewiesen ist. Die Folge: Autokratien entstehen oder verfestigen sich und die wirtschaftliche und soziale Entwicklung eines Landes wird ausgebremst.

Außerdem können die oft immensen Einnahmen aus den Rohstoffgeschäften dafür sorgen, dass die restliche Wirtschaft des Landes aus der Balance gerät.

Beispiel Norwegen: Rohstoffreichtum kann auch ein Segen sein

Nur: Was ist dann mit dem Beispiel Norwegen? Norwegen gehört zu den Ländern mit den größten Öl- und Gasvorkommen weltweit. Doch statt als Fluch erweisen sich die enormen Rohstoffvorkommen vor Norwegens Küste als Segen für die Wirtschaft und Gesellschaft des Landes. Denn: Die Einnahmen aus der Öl- und Gasproduktion werden größtenteils in einen mittlerweile über 1,5 Billionen US-Dollar schweren Staatsfonds reinvestiert.

"Diese ganzen Investments haben das Ziel, den Sozialstaat auch noch für zukünftige Norweger finanziell abzusichern, selbst wenn irgendwann die ganzen Öl- und Gasressourcen aufgebraucht sind."
Bo Hyun-Kim, Deutschlandfunk-Nova Reporterin

Auch werden andere Wirtschaftszweige durch das Rohstoff-Geld aufgebaut und sollen so eine nachhaltige Wirtschaftsentwicklung ermöglichen.

In der aktuellen Folge gehen Bo und Gregor auf die Suche nach den besten Argumenten für und wider die These des “Ressourcenfluchs”. Was das fiktive Königreich Wakanda damit zu tun hat, was eine “holländische Krankheit” ist und welche Faktoren sich als wahre Fluchbrecher erweisen können – all das erfahrt ihr in dieser Folge von "What the Wirtschaft!?".