ErnährungDie künstliche Bulette
Muskelzellen vom Rind herangezüchtet in der Petrischale. Was dabei herauskommt? Ein richtiger Hamburger - künstlich und trotzdem echt. Die österreichische Lebensmittelforscherin Hanni Rützler hat ihn probiert. Im Interview erzählt sie, wie es geschmeckt hat.
"Ich habe vorher noch nie fettfreies Muskelgewebe gegessen. Es hat besser geschmeckt als ich es erwartet habe!"
Der Burger besteht aus sogenanntem Kulturfleisch. Dafür werden Tieren muskuläre Stammzellen entnommen. Für die Tiere ist das völlig schmerzfrei. Im Labor vermehren sich die Muskelzellen dann in einer Nährlösung. Dabei kommt eine glibberige Substanz heraus - der erste Schritt in Richtung Fleisch. Damit das Glibberfleisch eine richtige Struktur bekommt, lassen die Wissenschaftler die muskulären Stammzellen auf einem dreidimensionalen Gerüst wachsen.
Nicht Fleisch, nicht Gemüse
Von richtigem Fleisch ist das Ergebnis noch weit entfernt. Das liegt auch daran, dass auf der Nährlösung bislang nur Muskelzellen aber keine Fettzellen wachsen - und genau die sind für die richtige Fleischtextur und den richtigen Fleischgeschmack entscheidend. Hinzu kommt der Preis für das In-Vitro-Fleisch: 300.000 Euro hat die Entwicklung des Burgers gekostet.
"Es geht eigentlich nicht darum, dass der Burger besonders gut schmeckt. Viel wichtiger ist doch die Botschaft: Es ist möglich Fleisch im Labor herzustellen."
Hanni Rützler hat mit Genuss in den Burger gebissen. "Mit ein paar Zwiebeln und Gewürzen, hätte man Burger kulinarisch ansprechender machen können." Selbst wenn die Herstellung des Kulturburger für den Endverbraucher erschwinglich wäre, glaubt sie nicht dass der In-Vitro-Burger im deutschsprachigen Raum eine große Chance hätte. "Wir sind in Sachen Ernährung viel zu technologiefeindlich."
Die Zukunft des Fleischs
In 50 Jahren würden wir in unserem Kulturraum viel weniger Fleisch essen, sagt Hanni Rützler. Der Grund dafür: Fleisch wird so teuer sein, dass wir es uns nicht mehr jeden Tag leisten können. Gemüse und Getreide würden in unseren Ernährungsplänen die Rolle von Fleisch einnehmen - so wie sie es viele Jahrhunderte lang schon der Fall war.