Start-up StripeWie zwei Teenager das Silicon Valley erobert haben
Habt ihr schon mal von "Stripe" gehört? Nein? Dann ändern wir das jetzt. Das von zwei irischen Überfliegern gegründete Finanz-Start-up ist inzwischen die wertvollste privat geführte und nicht börsennotierte Firma des Silicon Valley.
Stripe wurde 2010 gegründet – von den beiden damals 19 und 21 Jahre alten irischen Brüdern John und Patrick Collison. Inzwischen wird das Unternehmen mit fast 100 Milliarden Dollar bewertet. Das ist mehr als Space X, das Raumfahrtunternehmen von Elon Musk und fast dreimal so viel wie die Deutsche Bank und die Commerzbank zusammen, berichtet Deutschlandfunk-Nova-Netzreporterin Martina Schulte.
"Die Geschichte von John und Patrick Collison ist eine richtige Global Village Story."
John und Patrick Collison stammen aus dem irischen 102 Einwohner-Dorf Dromineer im County Tipperary. Dort gab es vor nicht allzu langer Zeit noch nicht mal eine normale Internetverbindung. Für ihre ersten Internet-Geschäfte mussten sich die jungen Männer also via Satellit einwählen, wie der Guardian berichtet.
Vom irischen Nest ins Silicon Valley
Patrick, der ältere Bruder, hatte schon als Teenager eine eigene Programmiersprache für Künstliche Intelligenzen namens „Lisp“ erfunden. Außerdem hatte er 2005, mit 16 Jahren, den Wettbewerb zum Jungwissenschaftler des Jahres gewonnen. Sein zwei Jahre jüngerer Bruder war nicht minder begabt – ganz im Gegenteil: John hatte den höchsten Abschlussnoten-Score, den jemals ein Schüler in Irland erreicht hat. Mit solchen Lebensläufen gibt es nur einen Ort auf der Welt, der einem nicht zu klein und zu piefig vorkommt, findet unsere Netzreporterin: das Silicon Valley. Und genau dort gingen Patrick und John hin.
"Stripe machte John und Patrick Collison mit Anfang 30 zu den jüngsten Selfmade-Milliardären aller Zeiten."
Ihre erste Firma "Auctomatic" hatten die Brüder bereits im Alter von 15 bzw. 17 Jahren gegründet. Sie half großen Ebay-Verkäufern, ihre Transaktionen zu verwalten. Zwei Jahre später, mit 17 bzw. 19 Jahren, hatten sie diese Firma im Silicon Valley bereits erfolgreich für 4,2 Millionen Dollar verkauft. Den Verkaufserlös investierten John und Patrick dann 2010 in die Gründung von Stripe. Das Unternehmen machte die beiden Iren mit Anfang 30 zu den jüngsten Selfmade-Milliardären aller Zeiten.
Stripe vereinfacht Onlineshopping
Das Startup hat, wie das Manager Magazin schreibt, eine "neue ökonomische Infrastruktur für das Internet" erfunden und ist gerade dabei, die "gesamte globale Zahlungsmittelindustrie zu revolutionieren", findet Think Business.
Den Collisons war aufgefallen, wie kinderleicht es zwar ist, online Waren zu verkaufen – wie vergleichsweise kompliziert es aber ist, das Geld der Kunden sicher und vor allem einfach zu transferieren. Denn es gibt eine Unzahl von Anbietern: von Kreditkartenfirmen über Paypal bis hin zu Banken und anderen Zahlungsdienstleistern. Die Verkäufer müssen sich dort überall einzeln anmelden, hohe Transaktionsgebühren bezahlen und oft große Verzögerungen in Kauf nehmen.
Meta-Zahlungsplattform
Stripe vereinfacht diesen Prozess – als eine Art Meta-Zahlungsplattform. Mit ein paar Mausklicks haben die Verkäufer die komplette Zahlungsabwicklung erledigt. Dafür verlangt das Unternehmen eine Gebühr von 2,9 Prozent des Umsatzes. Nach eigenen Angaben wickelt Stripe für kleine und große Unternehmen Transaktionen im Wert von Hunderten Milliarden Euro ab. Amazon, Google, Uber, Salesforce, Zoom oder hier in Deutschland Axel Springer oder N26 gehören zu den Kunden. Die Firma ist heute in 42 Ländern aktiv, 31 davon in Europa. Laut Business Insider ist das Unternehmen längst ein "Über-Fintech" geworden.
Neben der Zahlungsabwicklung bietet Stripe auch Betrugsbekämpfung, Finanzierungsmodelle und die Onlineverwaltung der Geschäftsabläufe an. Und: Stripe hilft Firmen, regulatorische Vorgaben wie das NetzDG oder die DSGVO einzuhalten.
Beschwerden über Stripe
Auch Stripe scheint allerdings Schattenseiten zu haben: Wie das Wallstreet Journal berichtet, haben sich zuletzt vor allem kleinere Unternehmen über die Zusammenarbeit mit der Zahlungsplattform beschwert. Stripe hatte nämlich manche Kundengelder monatelang einbehalten. Das hatte bei vielen Betrieben Liquiditätsengpässe verschärft.
John und Patrick Collison müssen also aufpassen, findet unsere Netzreporterin, dass sie bei all dem Erfolg nicht die neuen Zuckerberg- oder Bezos-Unsympathen werden.
Unser Aufmacherbild zeigt John (links) und Patrick (rechts) Collison, die Gründer von Stripe