US-Filme und SerienBlockbuster: 40 Prozent weniger Sex seit dem Jahr 2000
In Hollywood-Blockbustern gibt es immer weniger Sex. Drogen, Flucherei und Gewalt bleiben hingegen konstant. Für diesen Trend gibt es eine ganze Reihe von Erklärungsansätzen. #MeToo ist nur einer davon.
Sex ist in Serien und Filmen seit dem Jahr 2000 seltener geworden. Einen Rückgang von 40 Prozent verzeichnet der Datenanalyst Stephen Follows. Er ist auf Filmthemen spezialisiert und hat die 250 umsatzstärksten Filme jedes Jahres seit 2000 berücksichtigt. Einzelne Filme nennt er – wohl auch wegen der schieren Menge – nicht.
Kein Harmlosigkeitstrend
Der Rückgang bei den Sexszenen sei keineswegs Teil eines Harmlosigkeitstrends – denn bei Gewaltszenen, Drogen oder Flüchen konnte er keinen Rückgang feststellen.
"Eine Datenanalyse kommt zu dem Schluss, dass die Menge an sexuellen Inhalten seit dem Jahr 2000 um 40 Prozent zurückgegangen ist."
Follows nennt sieben Gründe, auf die sich dieser Rückgang vielleicht zurückführen lässt:
- Veränderung des Publikumsgeschmacks
- Veränderung kultureller Normen
- Berücksichtigung des Weltmarkts
- Ausdifferenzierung des Streamingmarkts
- Abschied von Stereotypen
- die allgemeine Verfügbarkeit von Pornos
- der Aufstieg der Intimacy-Koordinierenden an Filmsets
#MeToo gestaltet mit
Indirekt könnte die Entwicklung also auch mit der #MeToo-Bewegung zu tun haben. Da ging es zwar vor allem darum, öffentlich zu machen, dass einige Männer in Hollywood ihre Macht ausnutzen, um sexuell übergriffig zu werden.
In diesem Zusammenhang ist aber eben auch darüber diskutiert worden, wie die Filmindustrie mit Frauen umgeht, wie viel sie verdienen – und wie Frauen in Filmen dargestellt werden. Stichwort: Sexobjekte.
Intimität mit Beratung
Einige Darsteller*innen – vor allem Frauen – haben öffentlich gesagt, dass sie bestimmte Sexszenen unangenehm fanden. Eine Folge davon sind die – von Stephen Follows ebenfalls erwähnten – Intimitäts-Beratenden an Sets. "Vielleicht geht man nicht mehr so leichtfertig mit Sexszenen um", fasst es Aglaia Dane aus der Deutschlandfunk-Nova-Nachrichtenredaktion zusammen.
Der Weltmarkt spielt beim Rückgang der Zahl der Sexszenen deswegen eine Rolle, weil Filme mit Sexszenen in autoritären oder religiösen Ländern teils eine höhere Altersfreigabe erhalten oder zensiert werden. Und das kann die Einnahmen verringern.
In den USA hingegen scheint sich der Geschmack der Altersgruppe zwischen 10 und 24 Jahren gerade zu verändern. Bei einer größeren Umfrage in dieser Altersgruppe von Oktober 2023 kam heraus, dass es ihnen zu viel wird mit Sex und Romantik in Filmen und Serien. Mehr als die Hälfte gab an, Filme und Serien über Freundschaft zu bevorzugen.
Sie sind seltener geworden, aber es gibt sie noch, die Sexszenen: Unser Bild oben zeigt Alden Ehrenreich und Phoebe Dynevor in der Netflix-Produktion "Fair Play".