FilmWahre Kosten
Andrew Morgan hat einen Film über die immer schneller werdende Modeindustrie gedreht und darüber, welche menschlichen und ökologischen Kosten darin stecken. Kosten, über die der reale Preis eines Kleidungsstücks selten etwas aussagt.
Andrew Morgan erinnert sich noch an den Tag, als er sich eigentlich nur einen Kaffee kaufen will und sein Blick dann auf dem Titel der New York Times hängen bleibt. Es ist ein Foto, aufgenommen nach dem Einsturz der Textilfabrik Rana Plaza in Dhaka, Bangladesch. Es ist schließlich der Beginn seines Films "The True Cost", den er in diesem Jahr bei den Filmfestspielen in Cannes vorgestellt hat.
"Jeder Amerikaner produziert im Jahr 40 Kilogramm Textilmüll, und ein großer Teil davon verrottet nicht, der braucht 200 Jahre, bis er sich zersetzt hat."
Von Modeschauen zu Müllbergen
Ein Film, der die großen Zusammenhänge verwebt: zwischen den großen glanzvollen Modenschauen, den immer schneller aufkommenden Trends, der zerstörerischen Baumwollproduktion, zwischen den unmenschlichen Arbeitsbedingungen in den Sweatshops und der permanenten Verfügbarkeit an Kleidung, die den aktuellen Trends entspricht. Und die so günstig ist, dass es sich eher lohnt, ein neues Teil zu kaufen, anstatt ein bereits getragenes Shirt zu waschen.
"This is an issue and an industry that has a profound impact on our world. And also gives us a profound opportunity to move our world forward."
Andrew Morgan hat auch für sich selbst Konsequenzen aus dem Film gezogen. Im Moment kauft er erst einmal nur Secondhandsachen, bevor er die richtigen Marken gefunden hat, die er mit einem besseren Gewissen kaufen kann. In einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung sagt er: "Während der Dreharbeiten wurde mir plötzlich klar, dass ich selbst nie darüber nachgedacht hatte. Das hat mich komplett erschüttert. Wenn ich ganz ehrlich bin, hatte ich die Vorstellung, diese Kleidung wird von irgendwelchen Maschinen hergestellt oder wächst auf Bäumen."
"You are spending time with mums and dads who are working almost around the clock and are unable to keep their families together. That makes it not just an issue, it was heartbreaking in a very personal way."
Wir leben auf Kredit
Andrew Morgan sagt, dass wir letztlich Politik damit machen können, wie wir Mode einkaufen. Vorher drüber nachzudenken, was man da eigentlich für eine Jeans kauft, könnte viel bewegen. Noch mehr, wenn wir versuchen, weniger zu kaufen. Umweltschäden, die Ausbeutung von Menschen und natürlichen Ressourcen - das sind Kosten, die in unseren Klamotten stecken, die aber nur selten durch den Preis, den wir dafür zahlen, gedeckt sind. Andrew Morgan sagt: "Wir leben in jeder Beziehung auf Kredit."