Berlinale-Film "Tár" im KinoToxische Weiblichkeit mit Cate Blanchett und Nina Hoss
In "Tár", dem neuen Film von Todd Field, bekommen wir es mit toxischer Weiblichkeit zu tun. Wir haben während der Berlinale darüber mit den beiden überragenden Hauptdarstellerinnen Cate Blanchett und Nina Hoss gesprochen. Außerdem im Interview: Michael B. Jordan zu seinem Regiedebüt in "Creed III".
Lydia Tár (Cate Blanchett) ist eine weltweit gefeierte Dirigentin – die erste Frau überhaupt, die dem gigantischen, philharmonischen Orchester in diesem Film vorsteht. Das Orchester im Film ist angelehnt an die Berliner Philharmoniker, zum Teil auch dort und in Dresden gedreht, im Film aber nicht so benannt.
Die Aufführung und Live-Aufzeichnung von Gustav Mahlers 5. Symphonie steht bevor, mehrfach musste sie wegen der Corona-Pandemie verschoben werden. Das Orchester probt hart, die Arbeit stellt auch die private Liebesbeziehung zwischen Tár und ihrer Konzertmeisterin Sharon (Nina Hoss) auf die Probe.
Vor allem aber schockiert: Lydia Tár soll mehrfach ihre internationale Machtposition in der Klassik-Szene ausgenutzt haben, um sowohl ehemalige Liebhaberinnen als auch berufliche Konkurrent*innen auszubooten und anschließend abzuservieren. Eine ehemalige Musikerin Társ nimmt sich sogar das Leben deswegen.
"Jeder sieht hier was anderes, hat auch eine andere Gewichtung: Weibliche Toxizität, kreatives Schaffen, Machtstrukturen, Missbrauch, soziale Medien. Da ist einfach so viel drin."
"Tár" ist Todd Fields erster Spielfilm nach 16 Jahren, und er traut sich an ein Thema, das für viele überraschend kommt: Toxische Weiblichkeit im Sinne einer berühmten, gefeierten und auch mächtigen Frau im Fokus, die Machtmissbrauch nach quasi männlichem Vorbild vollzieht: rigoros, konsequent und eiskalt in ihrem eigenen Sinne – inklusive Vertuschungsversuchen.
Die Rolle ist grandios gespielt von Hollywood-Ikone Cate Blanchett. Wir haben während der Berlinale sowohl mit ihr als auch mit ihrer Filmpartnerin Nina Hoss über den Film gesprochen.
Michael B. Jordan boxt wieder und führt erstmals Regie
Nicht nur, dass "Creed" die logische Weiterführung der Rocky-Filme ist – jetzt hat auch hier der Hauptdarsteller die Regie übernommen. Michael B. Jordan inszeniert "Creed III – Rocky´s Legacy".
Hier spielt er den mittlerweile selbst auch schon eigentlich zurückgetretenen Ex-Champ Adonis Creed (Sohn des ehemaligen Rocky-Gegners Apollo Creed), der noch einmal in den Ring steigen muss, als ein zwielichtiger Freund aus Jugendtagen (Jonathan Majors) plötzlich auf der Matte und dann im Ring steht. Wir haben mit Michael B. Jordan über sein Regie-Debüt gesprochen.
Felix Lobrechts Roman jetzt im Kino
Ebenfalls auf der Berlinale vorgestellt und ab dieser Woche schon im Kino ist „Sonne und Beton“ von David Wnendt („Kriegerin“, „Feuchtgebiete“). Er hat sich zusammen mit Felix Lobrecht dessen Roman „Sonne und Beton“ vorgeknöpft und mit dem Comedian zusammen ein Drehbuch daraus gemacht.
Herausgekommen ist eine ziemlich brutale, physische Coming-Of-Age-Geschichte im Berliner Bezirk Neukölln/Gropiusstadt – und zwar teil-autobiografisch, wie Felix Lobrecht immer wieder betont hat.
Wir schauen rein in die Geschichte der vier Jugendfreunde Lukas, Julius, Gino und Sanchez, die zumindest immer wieder mal an der Grenze zur Gewaltverharmlosung entlang schrammt und visuell deutlich brutaler ist, als sie es hätte sein müssen.