FeuerwerksverbotUnfallchirurg: "Ganz klassisch - Rakete aus der Hand gestartet, Hand verbrannt"
Für Matthias (Name auf Wunsch geändert), einen Hand- und Verbrennungschirurgen, war es eine vergleichsweise ruhige 24-Stunden-Schicht in der Notfallambulanz, weil es ein Feuerwerksverbot für die Silvesternacht gab.
Während einer Krankenhausschicht in einer Silvesternacht behandelt der Chirurg Matthias* immer wieder ähnlich geartete Verletzungen. Patienten weisen oft starken Verbrennungen auf, weil der Weihnachtsbaum in Brand geraten ist, haben Schnittverletzungen durch Glasscherben oder es fehlen ein oder mehrere Finger, die durch explodierende Feuerwerksböller abgerissen wurden.
"Alkohol und explosives Material ist wirklich eine bestechende Kombination."
Groß war die Sorge des Chirurgen, der in einer Klinik in Süddeutschland arbeitet, dass er beim diesjährigen Jahreswechsel (2020/ 2021) noch schlimmere Verletzungen als sonst zu sehen bekommt.
Ruhige Silvesternacht: Kein Vergleich zu anderen Jahren
Aufgrund des Feuerwerksverbots ist er davon ausgegangen, dass risikobereite Feiernde sich möglicherweise selbst ein paar Böller basteln könnten. Die Verletzungen, die der Chirurg behandelt hat, waren aber eher leichter und ließen solch einen Rückschluss nicht direkt zu.
Allerdings schätzen einige Menschen ihre Verletzungen zunächst als nicht so schwer ein und kommen daher erst in den Tagen nach dem Jahreswechsel ins Krankenhaus, sagt der Hand- und Verbrennungschirurg. Das müsste man also noch abwarten, um abschließend etwas dazu sagen zu können.
"Aber es ist in keinster Weise zu vergleichen mit dem Patientenaufkommen, was wir eigentlich sonst gewohnt sind an Silvester."
Der eine oder andere Patient musste auch in der vergangenen Silvesternacht chirurgisch versorgt werden. Vergleichsweise waren es aber viel weniger. Das Feuerwerksverbot hat aus der Sicht des Mediziners gewirkt. Wenn es nach ihm gehe, könnten die Böller grundsätzlich verboten werden, weil er Alkoholkonsum und explosive Materialien für keine gute Kombination hält.
"Es ist ganz klassisch: Rakete aus der Hand gestartet, Hand verbrannt. Oder natürlich auch der Weihnachtsbaum, der kann leider Gottes brennen und auch zu schweren Verbrennungen führen."
Als Kleinigkeiten bezeichnet der Chirurg die Operationen, die er in der vergangenen Silvesternacht durchführen musste. Bei einem Jahreswechsel ohne Feuerwerksverbots kommen Menschen mit Knochenbrüchen oder schwersten Verbrennungen zu ihm in die Klinik.
Matthias sagt, dass er die massiven Verletzungen zwar nicht nachvollziehen könne, dass er es sich als Mediziner allerdings schnell abgewöhnt habe, die Verwundungen zu bewerten oder zu hinterfragen. In erster Linie gehe es ihm darum, dem Patienten oder der Patientin zu helfen.
* Name des Gesprächspartners wurde auf Wunsch geändert