TV-Reality-ShowMit ein paar Basics zur idealen Gesellschaft
Mit "Big Brother" landete der TV-Unternehmers John de Mol einen Riesenerfolg - weltweit. Seine Ideen testet der Niederländer zuerst auf dem heimischen Markt. Kommt das Format an, bietet er es auf den internationalen TV-Markt an. Der letzte große Wurf seines Unternehmens Talpa war "The Voice" - die mit einem Emmy prämierte Talentshow.
Jetzt will John de Mol sein neuestes Produkt auf den deutschen Fernsehmarkt werfen: Die Reality-Show "Utopia". Zu sehen sind 15 Männer und Frauen, die bei Hilversum ausgesetzt wurden - ihre Unterkunft ist ein leerer Schuppen. Strom- und Wasseranschluss sind vorhanden. Etwas Startkapital haben sie mitbekommen, ansonsten können sie mit ihren zwei Kühen, 30 Hühnern und handwerklichem Geschick versuchen, etwas Geld einzunehmen.
Neue Gesellschaft gründen
Die Utopisten haben die Aufgabe eine neue Gesellschaft - quasi aus dem Nichts aufzubauen. Dabei werden sie von 100 Kameras beobachtet - beziehungsweise von den niederländischen Zuschauern. Ihre ersten Aufgaben waren, Essen zu besorgen und ein Klo einzurichten. Ob den Teilnehmern gelingt, eine demokratische, gerechte, ideale Gesellschaft zu erschaffen, wie es Thomas Morus in seinem Werk "Utopia" 1516 formulierte, oder ob Willkür und Tyrannei obsiegen, muss sich noch zeigen.
Bunte Truppe mit Skandalpotential
4500 Menschen habe sich auf die Show beworben, knapp die Hälfte wurde gecastet. Letztlich ist eine bunte Truppe aus 15 Teilnehmern übrig geblieben, zu der ein selbst ernannter Obdachloser und Barfußfundamentalist, ein Kampfjetpilot, ein Arzt, Handwerker und ein Unternehmer gehören. Die Skandalnudel unter den Teilnehmern - sie hatte gelogen und gestohlen - musste Utopia inzwischen wieder verlassen, berichtet die Korrespondentin Annette Birschel.
"Was die Leute vor allem fasziniert, also über eine Million Menschen jeden Tag, das ist Sex, Streit, Skandale, heiße Erotikmassage unter der Dusche, wer mit wem. Deswegen schalten sie ein und deswegen regen sie sich auch wahnsinnig darüber auf."
Die Auseinandersetzungen in Utopia drehen sich wie in einer Wohngemeinschaft um Küchendienst, wie das wenige Kapital eingesetzt oder ausgegeben wird, beschreibt Annette Birschel den täglichen TV-Zank.
Akademisches Interesse
Die Reality-Show wird aber nicht nur unter Zuschauern heftig diskutiert, berichtet Annette Birschel, auch renommierte Medien und Wissenschaftler beobachten das Experiment: Wird es den 15 Teilnehmern gelingen, innerhalb eines Jahres eine neue Gesellschaft aufzubauen?