Live-ÜbertragungenManipulieren in Echtzeit
Was live im Fernsehen läuft ist echt. Denkste! Mit einer neuen Methode aus der Wissenschaft kann jede Rede eines Menschen manipuliert werden. Während der Ausstrahlung. Schuld sind Algorithmen.
Forscher aus Erlangen, Saarbrücken und Stanford haben eine Methode entwickelt, mit der Live-Fernsehbilder in Echtzeit manipuliert werden können. Über spezielle Algorithmen könnte eine Rede von US-Präsident Barack Obama zum Beispiel ganz leicht gefaked werden. Die Methode ist so: Die Lippenbewegung und Mimik wird von einer Person auf ein Video-Signal einer anderen Person übertragen.
Will man die Fernsehbilder manipulieren, lässt man sich also von einer 3D-Kamera filmen. Die beiden Gesichtsmodelle werden errechnet, die Bewegungen analysiert. Und dann können die fremden Bewegungen auf jemand anderen übertragen werden.
"Krass, es sieht echt überhaupt nicht computeranimiert aus…"
Die Forscher sagen, die Algorithmen, die sie entwickelt haben, seien so effizient, dass man das Ganze mit einem Standard-Computer machen könne und keine Mega-Datenmengen dafür brauche. Dass die Fernsehbilder manipuliert sind, sieht man nicht. Zumindest nicht, wenn man es nicht weiß. Allerdings: Wenn der Manipulierte, also zum Beispiel Obama, die Hand vor das Gesicht hält, dann kommt das System an seine Grenzen. Dann sieht man nämlich, dass sein Gesicht wie eine Maske vor der Hand weiter spricht und nicht von ihr verdeckt wird.
Im Netz wird über die Gefahren dieser Technik diskutiert
Mit dieser Technik können alle Fernsehübertragungen verfälscht und manipuliert werden. Eigentlich ging es den Wissenschaftlern aber um etwas ganz anderes. Sie wollen herausfinden, wie Computer bewegte Bilder um sich herum erfassen. Das ist zum Beispiel in der Robotik wichtig. Und ganz praktisch könnte man diese Methode auch nutzen, um synchronisierte Kinofilme zu verbessern. Da ist es ja oft so, dass die Lippenbewegungen nicht zum Gesagten passen. Das könnte man anpassen.
"Anyone who works on technology which makes reality less clear is doing the human race a huge disservice. Just because you can, doesn't mean that you should."
Das Erklär-Video zu dieser Technik ist bei Youtube mittlerweile über 240.000 Mal geklickt worden und da gibt es einige die sagen: "Jeder, der zu diesem Thema forscht, tut der Menschheit damit keinen Gefallen. Denn das Ganze könnte für Propaganda genutzt werden, um Zuschauer hinters Licht zu führen." Oder es könnten Menschen für Dinge ins Gefängnis kommen, die sie nie gesagt haben, sagen andere. Nüchtern betrachtet zeigt uns diese Forschung aber einfach, wie weit die Technik ist und zeigt uns, dass wir uns auf solche Gefahren einstellen müssen.