Feministin Anne Wizorek"Ich will keine Menschlichkeit abgeben, um mich im Netz zu bewegen!"
Anne Wizoreks Geduld ist am Ende. Wut hilft ja manchmal dabei, Dinge anzugehen. Und nach mehreren Monaten #metoo-Debatte muss sich 2018 jetzt auch was ändern. Gerade in Deutschland.
Die #metoo-Bewegung hat das Schweigen gebrochen. Deshalb wurde sie vom Time-Magazin zur Person des Jahres 2017 gekürt. Das nützt aber nur etwas, wenn wir in 2018 auch wirklich etwas ändern. In Deutschland gehört Anne Wizorek mit zu den wichtigsten Feministinnen. Sie sagt: Wir haben noch viel zu tun.
"Ich war von der #metoo-Dimension überrascht."
"Ich finde es faszinierend, wie progressiv Deutschland manchmal im Ausland wahrgenommen wird", sagt Anne. "Nur weil wir eine Kanzlerin haben." Ansonsten ist Sexismus fast überall im Alltag spürbar. Gerade auch in der Politik. Der WDR hat Ende 2017 ein Video ins Netz gestellt. Thema: Sexismus im Bundestag
"Jetzt müssen alle weißen, deutschen Frauen möglichst viele Babies rauspressen. Damit das Bedrohungsszenarium abgewendet werden kann. Aber natürlich dürfen sie alle nur in heterosexuellen Kleinfamilien leben." Anne Wizorek zum Zusammenhang von politischem Rechtsruck und Sexismus.
Befragt wurden in dem Video ausschließlich Männer (die Parlaments-Kolleginnen waren in einem Video zuvor befragt worden). Es sind hintereinander geschnittene Statements von Politikern aus verschiedenen Parteien. Den Abschluss bildet Thomas Heilmann von der CDU. Um seinen Hemdkragen unter seinem Sakko zu richten, braucht er etwas Hilfe. Es steht schließlich kein Spiegel zur Verfügung. Als die Journalistin ihm hilft und seinen Kragen stutzt, sagt er: "Sie dürfen alles anfassen!" Realsatire.
"Wir brauchen einen grundlegenden Wandel", sagt Anne. „Männer können männlich sein, ohne ihr Männerbild über die Erniedrigung von Frauen zu definieren.“ Deswegen war es auch wichtig, dass sich auch männliche Opfer in der #metoo-Debatte gemeldet haben. "Wir haben in Deutschland aber eine krassere Schweigekultur im Vergleich zu den USA. Täter haben wir bislang nicht benannt!"
"Solange wir kein gesellschaftliches Klima haben, das Opfer unterstützt, ist doch klar, dass die sich nicht melden."
In Eine Stunde Talk erzählt Anne, ob sie weiter Harvey-Weinstein-Filme schaut, was sie von der schwedischen Gesetzesinitiative zu einvernehmlichem Sex hält und wie sie selbst mit Hate-Kommentaren umgeht.