Feldhamster züchtenFrüher war für den Feldhamster alles besser
Den Feldhamstern in Deutschland geht es dreckig. In einigen Bundesländern sind sie ganz ausgestorben. Seit einigen Jahren will ein Projekt in Heidelberg dagegen angehen und züchtet ziemlich erfolgreich Feldhamster. Um sie zurück in die Natur zu bringen. Deutschlandfunk-Nova-Reporter Daniel Stender hat sich das Hamsterzucht-Labor angesehen.
Der Feldhamster ist etwa 30 Zentimeter lang, hat glänzendes, braun-weißes Fell, niedliche Knopfaugen und sehr scharfe Zähne. Er hat die Getreideflächen als Lebensraum angenommen und ernährt sich von allen Teilen grüner Pflanzen.
Ein Feldhamster-Schlaraffenland war das damals
Das war, als der Hamster nach der letzten Eiszeit aus den russischen Steppen nach Mitteleuropa kam. Und ab dieser Zeit bis in die 50er und 60er Jahre lebte der Feldhamster tatsächlich sehr gut, weiß Ulrich Weinhold von der Hamsterzuchtstation in Heidelberg.
"Da gab es noch keine großen Maschinen, die Ernte wurde deutlich später eingebracht, das war ein Schlaraffenland für den Feldhamster. Die Landwirte hatten bis zu 50 verschiedene Feldfrüchte auf den Feldern stehen."
Zu dieser Zeit hat sich der Feldhamster zu gut vermehrt. Und er hat so viel gefressen, dass das in manchen Jahren zu ganz extremen Ernteverlusten führte. Darum war es nötig, die Feldhamster zu bekämpfen, um die Ernte nicht zu verlieren.
Lange Jahre gab es zwischen Feldhamstern und Bauern eine Art Pattsituation. Aber vor 60 bis 70 Jahren veränderte sich die Landwirtschaft: mehr Monokultur, größere Maschinen und immer weniger Schutzräume für den Hamster.
Heute werden Feldhamster ausgewildert
In Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Nordrhein-Westfalen gibt es so gut wie keine Feldhamster mehr. Auch in Baden-Württemberg gibt es nur noch wenige Exemplare. Aber es werden wieder mehr. Und das liegt vielleicht auch an Ulrich Weinhold und seiner Kollegin Lisa Heimann. Sie ist seit 11 Jahren Zuchtkoordinatorin für die Feldhamsterstation im Heidelberger Tiergarten. Weinhold und Heimann züchten Hamster in Zusammenarbeit mit dem Heidelberger Zoo und wildern sie dann im Frühjahr auf den Feldern von Bauern aus.
"Viele der Landwirte, gerade der älteren Generation, die den Feldhamster als Schädling kannten, waren betroffen, dass die Art im Aussterben begriffen ist."
Einige Bauern zögerten nicht lange und stellten Ihre Ackerflächen zur Verfügung. Gegen Vergütung nehmen nun 20 Landwirte in der ganzen Region an dem Programm für Feldhamster teil.
Die Feldhamsterstation im Heidelberger Zoo ist eine kleine Halle mit drei Räumen. 200 Hamster sitzen hier in ungefähr 50 Boxen, die über Röhren miteinander verbunden sind - ein Ersatz für die Gänge und Höhlen, die die Tiere in der Natur bauen würden. Ohnehin machen Ulrich Weinhold und Lisa Heimann viel, damit sich die Tiere nicht langweilen: Hamsterräder gibt es. Und Beschäftigungsfutter. Sind die Hamster nicht mit Laufen oder Knabbern beschäftigt, dann paaren sie sich.
Das Weibchen zeigt dabei ein Sprödigkeitsverhalten, es läuft immer wieder hin, fordert ihn auf, ihr nachzulaufen. Sobald er das tut, wehrt sie ihn ab. So geht das ein paar Mal. Nach einer erfolgreichen Paarung fällt das Pärchen meistens um. Das ist ein gutes Zeichen für die Betreuer, wenn sie das sehen, lassen sie die Tiere über Nacht zusammen. Aber Achtung: Feldhamster sind eigenwillige Einzelgänger mit scharfen Zähnen. Und Übergriffe der Weibchen auf die Männchen sind nicht auszuschließen. Geht aber alles gut, dann wartet bald neuer Nachwuchs auf seine Auswilderung.