GesundheitsbelastungSilvester: Mit dem Feuerwerk kommt der Feinstaub
Alle Jahre wieder werden an Silvester Böller in die Luft gejagt. Dabei entsteht so viel Feinstaub wie der gesamte Straßenverkehr in zwei Monaten erzeugt. Vor allem an manchen Orten bedeutet er in der Silvesternacht eine hohe Gesundheitsbelastung.
Rund 4.500 Tonnen Feinstaub landet laut Schätzungen des Bundesumweltamts jährlich durch Feuerwerke in Deutschland in der Luft. Der größte Anteil wird in der Silvesternacht freigesetzt. Setzt man diese 4.500 Tonnen in Relation, so machen sie ungefähr zwei bis drei Prozent der jährlichen Gesamtmenge an Feinstaub in Deutschland aus und rund 15 Prozent dessen, was pro Jahr durch den Straßenverkehr entsteht.
"An manchen Orten erreicht man an Silvester während der heißen Böllerphase um Mitternacht Stundenwerte von deutlich über 1000 Mikrogramm."
An manchen Orten wird an Silvester in der heißen Böllerphase über 1000 Mikrogramm Feinstaub gemessen. Der Tagesmittelwert liegt laut Gesetz bei höchstens 50 Mikrogramm – durch die Silvesterböller wird er an Neujahr an vielen Orten überschritten.
Wie schnell der Feinstaub dann wieder aus der Luft verschwindet, hängt von zwei Faktoren ab:
- Die Lage: Wenn eine Stadt oder ein Dorf im Tal liegt, bleibt der Feinstaub länger.
- Das Wetter: Je nach Wetter kann Feinstaub tagelang konzentriert in der Luft sein. Das ist bei einer Inversionswetterlage so: Dann sind die oberen Luftschichten wärmer als die unteren – die Luft durchmischt sich nicht. Bei wenig Wind ist das besonders schlecht. Besonders gut sind Regen und Wind.
WHO listet Luftverschmutzung als wichtigsten umweltbedingten Risikofaktor
Hat Feinstaub einen sehr kleinen Durchmesser von weniger als zehn Mikrometern, ist er schädlich für die Gesundheit. Es gilt: Je kleiner die Staubpartikel, desto größer ist das Risiko zu erkranken. Denn dann können die Feinstaubpartikel tief in die Lunge und sogar in den Blutkreislauf gelangen.
Für unsere Gesundheit bedeutet das zum Beispiel, dass sich Feinstaub negativ auf die Lunge auswirken und Asthma verstärken kann. Ebenfalls möglich ist, dass unser Herz-Kreislauf-System geschädigt, der Stoffwechsel beeinträchtigt wird oder dass sich Feinstaub bei Schwangeren auf das ungeborene Kind auswirkt.
"Egal ob du eine Vorbelastung hast oder nicht: Je weniger Feinstaub du einatmest, desto besser."
Laut Bundesumweltamt gab es in Deutschland zwischen 2007 und 2015 jedes Jahr ungefähr 45.000 Todesfälle, die auf Feinstaub zurückgehen. Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) listet Luftverschmutzung als wichtigsten umweltbedingten Risikofaktor. Hier geht es um die Gesamtheit der verschmutzten Luft, die durch viele Quellen entsteht– nicht nur die Silvesterknaller.
Außerdem sollten auch andere Risikofaktoren verglichen werden: Rauchen oder schlechte Ernährung scheinen im Vergleich zum Feinstaub gefährlicher – allein an den Folgen des Rauchens sterben in Deutschland jedes Jahr geschätzt bis zu 140.000 Menschen.
Feuerwerke meiden, wo es geht
Haben wir keine Vorerkrankungen und gelten als gesund, sollten wir als erwachsene Menschen kurzfristig keine Beschwerden haben. Anders ist das bei Risikogruppen wie kleinen Kindern, alten Menschen und Menschen mit Atemwegserkrankungen, sagt Holger Schulz, Professor am Helmholtz Zentrum München für Gesundheit und Umwelt.
Asthmatiker könnten an Silvester zum Beispiel schlechter Luft bekommen, weil die Atemwege sich verengen.
"Asthmatikern können vermehrt Symptome haben: die Atemwege verengen sich, sie bekommen schlechter Luft."
Risikogruppen und andere, die sich besonders an Silvester vor Feinstaub schützen wollen, sollten also zum Beispiel große Plätze in der Innenstadt meiden – denn hier wird meist viel geböllert. Aber die Luft zirkuliert oft durch die Lage nicht gut, daher bleibt der Feinstaub lange. Es hilft auch, drinnen zu bleiben und ab Mitternacht bis zum Morgen die Fenster zuzulassen.
Atemmasken sind nur sinnvoll, wenn sie korrekt aufgezogen werden:
"Wenn sie etwas bringen soll, dann muss sie luftdicht über Nase und Mund liegen und sie muss einen guten Filter enthalten", sagt Holger Schulz.
Einfache Masken, die aus einem dünnen Stofftuch bestehen, bringen nur wenig – denn sie sind an der Seite offen, der Feinstaub wird also trotzdem eingeatmet.
Wer zur Risikogruppe zählt und sich nicht drinnen aufhalten will, könnte auch aufs Land fahren und Silvester feiern: Dort ist die Feinstaubbelastung in der Regel deutlich geringer.