Fast FashionJeder hat Einfluss auf die CO2-Bilanz der Textilbranche
Über 15 Kilo neue Klamotten kaufen wir Europäer im Schnitt pro Jahr. Damit der CO2-Ausstoß der Textilbranche in Zukunft zurückgeht, sind deshalb vor allem wir als Konsumentinnen und Konsumenten gefragt, ein Zeichen zu setzen.
Wie hoch genau der CO2-Ausstoß der Textilbranche ist, dazu gibt es unterschiedliche Schätzungen. Fest steht: Er ist viel zu hoch. Das amerikanische World Resource Institute hat 2017 geschätzt, dass die Modebranche für 5 Prozent der weltweiten Treibhausgase verantwortlich ist. Andere Studien beziffern den Anteil der Branche an den klimaschädlichen Emissionen auf 8 oder 10 Prozent. Das hänge davon ab, ob nur die Produktion eines Kleidungsstücks oder auch beispielsweise der Anbau der Wolle einberechnet wird, erklärt Wirtschaftsjournalistin Katja Scherer.
"Die CO2-Bilanz der Modebranche ist auf jeden Fall sehr schlecht."
Um dieses weltweite Problem zu lösen, sind auch wir als Konsumentinnen und Konsumenten gefragt. Wenn die Fast-Fashion-Branche ihre billigen Kleidungsstücke nicht mehr in der gewünschten Menge verkaufen kann, könnte das den Druck auf die Branche verstärken, sich zu verändern.
Hoher Energieverbrauch im Herstellungsprozess
Eines der größten Probleme bei der Herstellung von Kleidung ist der hohe Energieverbrauch. Das beginnt beispielsweise schon beim Anbau von Baumwolle, für den viel Dünger und Pestizide verwendet werden, deren Herstellung wiederum viel Energie kostet.
Ähnlich ist es bei der Produktion von Synthetikfasern wie Polyester, deren Verarbeitung extrem aufwändig ist und viel Energie zum Erhitzen des Wassers und zum darauffolgenden Trocknen der Textilien benötigt. Auch das Färben oder das Ausrüsten, bei dem Stoffe wasserfest gemacht oder antibakteriell beschichtet werden, kostet Energie, erklärt Textilingenieur Kai Nebel von der Hochschule Reutlingen. Da für diese Prozesse in Asien meist Kohleenergie verwendet wird, entsteht besonders viel CO2.
"Man braucht für den Anbau von Baumwolle viel Dünger und Pestizide – und allein schon die herzustellen kostet viel Energie. Das Gleiche gilt auch für die Produktion von Synthetikfasern wie Polyester."
Der Transport von Textilien fällt laut Kai Nebel nicht so stark ins Gewicht. Er mache unter fünf Prozent des CO2-Ausstoßes in der Textilbranche aus.
Besser: Weniger produzieren
Um den CO2-Ausstoß bei den Herstellungsprozessen zu verringern, versuchen viele Unternehmen bereits bessere Maschinen einzusetzen, damit sie beispielsweise beim Färben weniger Wasser brauchen, das erhitzt werden muss. Zudem werde viel an neuen Materialien geforscht, die nicht auf Erdölbasis produziert werden, sagt Johannes Diebel vom Branchenverband Textil und Mode. Alternativen könnten beispielsweise Fasern aus Algen oder Medizintextilien aus Krabbenschalen sein.
"Unsere Forscher sind sehr aktiv, Alternativen zu synthetischen Fasern zu suchen und beispielsweise Fasern aus Algen herzustellen oder Medizintextilien aus Krabbenschalen."
Noch besser wäre es allerdings, wenn einfach weniger produziert werden würde, sagt Johannes Diebel.
Fast Fashion-Konzepte
Das Problem: Das Geschäftsmodell von vielen Unternehmen basiert auf Fast Fashion. Sie produzieren also gezielt billige Wegwerfmode, an der sie zwar pro Stück nur ein paar Cent verdienen, aber durch die Masse hohe Gewinne einfahren. Dazu kämen noch die 40 bis 50 Prozent der Kleidung, die nie verkauft werde und nach einem gewissen Zeitraum einfach auf dem Müll lande, erklärt Johannes Diebel.
"Bei vielen Unternehmen basiert das ganze Geschäftsmodell auf Fast Fashion – also darauf, Kleidung billig zu produzieren, dann pro Kleidungsstück ein paar Cent zu verdienen, aber durch die Masse hohe Gewinne einzufahren."
Ganz so einfach können diese Konzerne ihre Produktion also nicht herunterfahren, denn dann müssten sie höhere Preise pro Stück verlangen und das müsste erstmal von der Kundschaft akzeptiert werden, sagt Katja Scherer.
Am besten: Weniger kaufen, länger tragen
Deshalb haben wir als Konsumentinnen und Konsumenten in diesem Prozess auch ein Stück weit Verantwortung. Denn erst wenn Modekonzerne merken, dass für billige Wegwerfmode kein Absatzmarkt mehr besteht, kann ein Umdenken entstehen, sagt Wissenschaftsjournalistin Katja Scherer.
"Radikal umdenken werden Konzerne wohl erst, wenn sie merken: Für billige Wegwerfmode gibt es einfach keine Kundschaft mehr."
Das können wir tun, um zur Senkung der CO2-Bilanz der Textilbranche etwas beizutragen:
- Klamotten seltener waschen oder an der Luft trocknen lassen, denn auch diese Vorgänge kosten Energie
- Qualitativ hochwertige Klamotten kaufen, die lange halten
- Second Hand Klamotten kaufen oder leihen
- Bewusst über einen längeren Zeitraum keine neuen Klamotten kaufen