Fair Fashion"Fashion Revolution Day": Mehr Fairness in der Modeindustrie
Who Made My Clothes? Zum Gedenken an den Einsturz der Rana-Plaza-Fabrik in Bangladesch 2013 wurde der "Fashion Revolution Day" ins Leben gerufen. Mit der weltweiten Kampagne fordern die Organisatoren faire Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie. Um ein Bewusstsein für faire Mode bei den Konsumenten und in der Politik zu schaffen, finden im Netz und in verschiedenen deutschen Städten etliche Aktionen statt.
Bei dem Einsturz der Rana-Plaza-Fabrik in Bangladesch vor sechs Jahren (24. April 2013) sind mehr als 1.000 Menschen ums Leben gekommen, viele weitere Tausende wurden verletzt. Kurze Zeit nach dem bisher größten Unfall in der Modeindustrie, hatten viele große europäische und US-amerikanische Konzerne ein Abkommen für mehr Sicherheit in den Textilfabriken in Bangladesch unterzeichnet: "Accord on Fire and Building Safety" (kurz: Accord).
"Accord" ist ein Anfang, Probleme in der Textilindustrie gibt es weiterhin
In dem Abkommen verpflichten sich die Unternehmen, die Arbeiterinnen und Arbeiter in den Textilfabriken bei Themen wie Brandschutz und Gesundheit besser zu schützen. Um die Einhaltung der Sicherheitsstandards zu überprüfen, wurden unabhängige Kontrollen durchgeführt.
2018 ist das Abkommen ausgelaufen. Dafür wurde ein Folgeabkommen von einem Großteil der Firmen unterschrieben: H&M, Lidl, Hugo Boss, Primark, KIK und Benetton sind zum Beispiel wieder mit dabei. Es gibt aber auch einige große Modeketten, die sich an dem Folgeabkommen nicht weiter beteiligt haben – Abercrombie & Fitch zum Beispiel.
Die Lage der Arbeiterinnen hat sich verschlechtert
Durch "Accord" sind aber nicht alle Probleme gelöst: In Bangladesch haben sich die Arbeitsbedingungen in den sechs Jahren nach Rana Plaza mittlerweile wieder verschlechtert. Der Mindestlohn wurde nach dem Unglück zwar angehoben, die Reallöhne sind jedoch gesunken, weil die Inflation nicht ausgeglichen wurde. Zudem erhalten die Arbeiterinnen und Arbeiter mit etwa 52 Euro pro Monat immer noch den weltweit niedrigsten Mindestlohn.
"Also eigentlich ist es immer noch schlimm: Kaum Geld, viele Überstunden, Gewerkschaftsarbeit ist schwierig."
Ähnlich sieht es mit dem Gründen neuer Gewerkschaften aus: Nach Rana Plaza hatten die Gewerkschaften einen Zulauf – die Regierung hat 400 Gewerkschaften zugelassen. Allerdings werden seitdem von Jahr zu Jahr weniger neue Gewerkschaften zugelassen. Bei einem Streik 2016 wurden sogar rund 1.500 Arbeiterinnen und Arbeiter entlassen.
Hinzu kommt, dass viele Modefirmen abwandern: Anstatt ihre Textilien in Bangladesch zu produzieren, gehen sie zum Beispiel ins Nachbarland Myanmar oder nach Äthiopien.
Fashion Revolution Day für mehr Fair Fashion
Als Reaktion auf die Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie hat die Organisation "Fashion Revolution" daher den gleichnamigen Aktionstag ins Leben gerufen: Mit dem Hashtag #whomademyclothes können User ein Selfie von sich und ihren Anziehsachen in den sozialen Netzwerken teilen und die Frage "Wer hat meine Kleidung gemacht?" an die Modeunternehmen richten. Der Appell für faire Arbeitsbedingungen in der Modeindustrie und mehr Transparenz in der Versorgungskette richtet sich zudem an die Politik: Sie soll sich in der Verantwortung sehen, faire Rahmenbedingungen zu schaffen.
Abseits vom Netz finden in vielen Städten unterschiedliche Aktionen statt, um das Bewusstsein rund um unsere Kleidung zu stärken. In einigen deutschen Städten wie Leipzig gibt es Konferenzen zum Thema Fair Fashion oder es werden Dokus über die Textilindustrie gezeigt. Neben Info-Veranstaltungen kann auch aktiv etwas für die Moderevolution unternommen werden: In Berlin, Leipzig oder Münster finden Kleidertauschbörsen statt oder Repair Cafés haben geöffnet.