Fan-ProtesteSchiedsrichter werden immer mehr zu Konfliktmanagern

Tennisbälle, Schokotaler oder Klopapierrollen: So einiges werfen Fans aus Protest gegen Investorenpläne der DFL aufs Spielfeld. Die Schiedsrichter haben dabei eine entscheidende Aufgabe – die zunehmend belastet, erklärt der Sprecher der Profi-Schiedsrichter beim Deutschen Fußball-Bund (DFB).

In dieser Woche ist ein Investor bei der Deutschen Fußball-Liga abgesprungen – der US-Investor Blackstone ist nicht mehr dabei. Die Fan-Proteste werden aber wohl auch in den nächsten Wochen weitergehen. Dann haben Schiedsrichter eine entscheidende Rolle. Sie entscheiden, wie es bei Protestaktionen weitergeht.

"Das Ganze bekommt gerade eine gewisse Dynamik und insofern sind wir darauf vorbereitet", sagt Alex Feuerherdt, der Sprecher der Profi-Schiedsrichter beim DFB. Dennoch seien die Proteste eine große Belastung für die Schiedsrichter.

Deren Aufgabe sei es eigentlich, ein Fußballspiel zu leiten und die Regeln umzusetzen. Störungen gehören da zwar dazu. "Aber momentan sind die Schiris nicht nur Spielleiter, sondern auch Konfliktmanager. Sie müssen mit einer Form von Protest umgehen, den sie sonst nicht gewohnt sind", sagt Alex Feuerherdt.

Vier Schritte bis zum Spielabbruch

Wegen der Proteste wurden die Schiedsrichter gebrieft. Bei Protesten gibt es ein mehrstufiges Vorgehen: Zuerst wird das Spiel unterbrochen und die aufs Spielfeld geworfenen Gegenstände werden entfernt. "Wiederholt sich das, soll der Schiedsrichter mit den Spielern an den Spielfeldrand gehen", erklärt Alex Feuerherdt.

Da spricht er auch schon mit dem Sicherheitsbeauftragten, mit der Polizei und mit Mannschaftsverantwortlichen. "Dann ist sichtbar: Jetzt ist der zweite Schritt gegangen worden."

"Lösungsorientierung ist das Zauberwort in diesem Konflikt"
Alex Feuerherdt, Sprecher der Profi-Schiedsrichter beim DFB

Der dritte Schritt: Schiedsrichter und Spieler gehen in die Kabine. "Dann ist auch klar: Wenn alle wieder rauskommen, ist der Spielabbruch schon ein Stück näher." Dann dürfe nicht mehr viel passieren.

Der vierte und letzte Schritt ist, dass der Schiedsrichter das Spiel abbricht. "Bis es so weit kommt, werden aber viele Gespräche geführt", erläutert Alex Feuerherdt. Zum Beispiel mit der Polizei, denn bei einem Spielabbruch dürfe kein Chaos vor dem Stadion entstehen.

Schiedsrichter müssen Verhandlungen ausbaden

"Lösungsorientierung ist ohnehin das Zauberwort in diesem Konflikt", sagt Alex Feuerherdt. "Der Schiedsrichter kann nicht sagen, er macht jetzt Schluss, und der Rest ist nicht mehr mein Problem." Bislang gab es wegen der Proteste aber noch keine Spielabbrüche, sondern nur Unterbrechungen.

Eine Meinung zu den Protesten sollten Schiedsrichter nicht haben. "Sie sind Unparteiische. Sie stehen zwischen den Fronten, ohne wirklich Partei zu sein", sagt Alex Feuerherdt.

Die Schiedsrichter wünschen sich jedoch, dass sie demnächst wieder ihrem Kerngeschäft nachgehen können. An den DFL-Verhandlungen sind die Schiedsrichter nicht beteiligt. "Aber wir müssen es gerade so ein bisschen ausbaden."