Verschwörungstheorien und FalschnachrichtenWas gegen Corona-Fake-News getan wird
In diesen Corona-Zeiten häufen sich Falschinformationen und Verschwörungstheorien. Große Plattformen wie Facebook, Youtube oder Twitter versuchen, dagegen vorzugehen. Doch wie effektiv ist das?
"Bill Gates hat die Kontrolle über unser Gesundheitswesen übernommen." Oder: "Alle 15 Minuten einen Schluck Wasser trinken verhindert eine Corona-Infektion." Oder: "Wer gegen Grippe geimpft ist, hat ein höheres Risiko, an Covid-19 zu erkranken." Alle drei Behauptungen sind falsch. Und alle drei Behauptungen kursieren im Netz.
Correctiv hat Corona-Fake-News untersucht
Sowohl die Falschnachrichten als auch der Kampf gegen sie nehmen während der Corona-Pandemie zu. Das gemeinnützige Recherchezentrum Correctiv hat untersucht, auf welchen Plattformen sich die Falschmeldungen hauptsächlich verbreiten. Dafür wurde ein Crowd-Newsroom aufgebaut und die Falschmeldungen zusammengetragen, erzählt Correctiv-Faktencheckerin Bianca Hoffmann.
"Die meisten Falschmeldung werden über WhatsApp verbreitet, gefolgt von Facebook und YouTube."
Whatsapp, Facebook, YouTube - so lautet demnach die Reihenfolge der größten Fake-News-Schleudern. Überrascht habe sie das nicht, berichtet Bianca Hoffmann. Interessanterweise seien aber fast die Hälfte der Links, die Correctiv geschickt wurden, Youtube-Links gewesen. Die unseriösen Inhalte werden also bei YouTube hochgeladen und dann über WhatsApp weiterverteilt.
Whatsapp und der Datenschutz
WhatsApp habe inzwischen zwar immerhin eingeschränkt, wie häufig man einen Inhalt weiterleiten kann. Vielmehr könne der Dienst aber auch nicht unternehmen, ohne direkt datenschutzrechtliche Probleme zu bekommen, sagt die Faktencheckerin.
Facebook sei dagegen "relativ gut unterwegs". Die Plattform arbeitet weltweit mit 60 Organisationen (darunter Correctiv) zusammen, um Meldungen zu überprüfen.
Bei YouTube findet sich inzwischen unter jedem Video, das sich mit dem Coronavirus beschäftigt, der Hinweis: "Aktuelle, wissenschaftliche Informationen finden Sie bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.“ Dieser Verweis sei aber leider überhaupt nicht sinnvoll, sagt Bianca Hoffmann. Er lasse nämlich den Trugschluss zu, das Video sei von einer staatlichen Stelle hochgeladen worden.
"Der Hinweis unter den Videos mit Corona-Bezug ist total irreführend. Es könnte so wirken, als hätte die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung das Video hochgeladen."
Correctiv plädiert dafür, Warnhinweise im Video selbst einzublenden – so wie das im besten Fall auch bei Facebook passiert. Etwa so: "Achtung, mit diesem Video könnte etwas nicht stimmen. Hier gibt es mehr Informationen dazu."
Einige besonders krude Videos von Verschwörungstheoretikern wurden von Youtube inzwischen gelöscht. "Alles, was den WHO-Aussagen widerspricht, verschwindet", laute die Youtube-Devise, sagt Bianca Hoffmann. In der Praxis werde das aber nicht zu 100 Prozent umgesetzt.
"Eine Gesellschaftsaufgabe"
Laut einer aktueller Forsa-Umfrage haben schon 81 Prozent der Menschen in Deutschland Falschinformationen zum Coronavirus gelesen. Auch wenn die schiere Menge der unseriösen Texte, Bilder und Videos kaum zu bewältigen ist: Anfangen damit, sie zu überprüfen, müsse ja jemand, sagt Bianca Hoffmann. Das sei immerhin besser, als gar nichts zu tun.
"Der Kampf gegen Desinformation ist eine Gesellschaftsaufgabe."
Der Kampf gegen Fake News sei aber nicht nur Correctiv und ähnlichen Playern vorbehalten. Ganz im Gegenteil: Er sei eine Gesellschaftsaufgabe. Wir alle müssten da on- und offline im Austausch sein: mit unseren Freunden, Kollegen und mit unserer Familie und falsche Informationen richtigstellen.