VerkehrFahrräder: Neue Parkkonzepte für die Stadt
Seit Beginn der Corona-Pandemie sind viele Menschen aufs Rad umgestiegen. Aber wenn mehr Fahrräder unterwegs sind, stellt sich auch die Frage: Wo sollen die bloß alle parken? Wir haben Antworten gefunden.
Auch die Mobilitätsforscherin Kathrin Viergutz beobachtet einen Anstieg bei den Fahrradfahrern – vor allem im Frühling diesen Jahres. Wie sich das nun weiterentwickle, müsse man beobachten, sagt sie. Aber viele Menschen seien auf den Geschmack gekommen und hätten sich sogar neue Räder zugelegt. "Und da, habe ich schon die Hoffnung, dass der Radverkehr auf der ganzen Welt mehr Gewicht bekommt", sagt sie.
Amsterdam hat mehr Fahrräder als Einwohner
Amsterdam ist das Beispiel schlechthin für eine Stadt, in der das Fahrrad einen extrem hohen Stellenwert hat. Laut Wikipedia hat Amsterdam rund 865.000 Einwohner. Gleichzeitig gibt es 880.000 Fahrräder in der niederländischen Metropole. Statistisch gesehen hat also jede und jeder mindestens ein eigenes Rad. Und die brauchen natürlich auch Platz, wenn sie nicht gerade die Grachten entlang düsen.
Viele Räder werden beispielsweise an die Geländer der schmalen Brücken gekettet – eins ans andere, manchmal sogar in zweiter Reihe. Das zwingt die Fußgänger dann auf die Straße. Die Stadtverwaltung plant deswegen nun, die Räder mithilfe von Blumenkästen zu vertreiben. Das sieht dann hübsch aus und ist schön für die Touristen. Aber als Radfahrer fragt man sich: Wo verdammt soll ich dann hin mit meinem Bike?
"In vielen Städten, gerade auch in Holland gibt es Ansätze, wo man Parkhäuser errichtet hat – Fahrradparkhäuser."
Eine Lösung, die es bereits in Amsterdam, aber auch in anderen Städten gibt, sind Fahrradparkhäuser. Eins der größten steht zum Beispiel in Utrecht. Hydraulische Systeme heben dort das Rad automatisch hoch und parken es platzsparend unter der Decke. Außerdem gibt es Schließfächer für Helme und andere Wertsachen.
Die Mobilitätsforscherin ist sich nicht so sicher, ob Fahrradparkhäuser wirklich die beste Lösung sind. Denn die stehen natürlich nicht überall in der Stadt, sondern nur ausgewählten Punkten. "Wenn man sich das mal aus Sicht einer Nutzerin oder eines Nutzers anschaut, dann kostet das ja schon ein bisschen Überwindung, das Fahrrad in so ein Parkhaus zu stellen, obwohl man ein ganz anderes Ziel in der Innenstadt ansteuern würde", sagt Kathrin Viergutz.
"Gerade die Helmaufbewahrungs-Boxen finde ich sehr sinnvoll. Oder eine Kombination mit Schließfächern, wo man dann Einkäufe unterbringen kann."
Besser seien kleinere Abstellplätze – über die ganze Stadt verteilt. Die Mobilitätsforscherin fände gekennzeichnete Flächen gut, die aber zum Beispiel auch mit Schließfächern für Helme und Einkäufe ausgestattet sind. Diese Flächen könnten auf Autoparkplätzen entstehen. Allerdings müssten die dann – genauso wie es in Amsterdam geplant ist – für die Fahrrad-Stellflächen geräumt werden.
"Es gibt die Faustregel, dass acht Fahrräder auf einem PKW-Stellplatz Platz finden würden."
Größere Räder, wie zum Beispiel Lastenräder brauchen natürlich mehr Fläche. Und damit alle einen freien Abstellplatz finden, müssten die Parkmöglichkeiten auch gut ausgeschildert sein. Zum Beispiel mit einem App-gesteuerten Parkleitsystem, schlägt Kathrin Viergutz vor. Sie ist der Meinung, dass so ein Fahrradparksystem auch Chancen in Deutschland hätte, wenn der Bedarf da wäre – die Voraussetzung dafür ist, dass wir alle ganz viel mit dem Fahrrad fahren.