Mini-Serie: FahrraddiebeFolge 2: Der Empfänger
Was tun gegen Fahrraddiebstahl? Die Suche nach dem geklauten Rad selbst in die Hand nehmen? Dlf-Nova Reporterin Pia Rauschenberger ist einem gestohlenen Fahrrad bis nach Polen gefolgt - und war überrascht. Hier erzählt sie ihre Geschichte. Folge 2: Der Empfänger.
Was bisher geschah
Wir sitzen im Auto Richtung Polen. Unser Ziel ist es, ein Fahrrad zu finden, dass Marina vor ein paar Tagen in Berlin gestohlen wurde. An Marinas Fahrrad ist ein Peilsender befestigt, der ein Signal aus Posen sendet. Da wollen wir das Fahrrad also suchen. Und dann wollen wir es im besten Fall wieder mit nach Hause nehmen. Mehr über unseren Aufbruch könnt ihr in der ersten Folge nachhören. In dieser Folge geht es um die nötige Technik und um die Frage, ob das nur ein blödes Klischee ist, dass geklaute Fahrräder in Polen verschwinden.
Ihre Waffe ist ihre Technik: ein Peilsender
Vielleicht ist es ein bisschen optimistisch, aber auf dem Dach ist schon ein Fahrradträger installiert. Außerdem haben Marina, Mirko und Alexej eine Eisensäge im Kofferraum, falls sie irgendwo ein Schloss durchsägen müssen. Und sie haben ein Empfangsgerät im Auto, das ein Signal aus Posen empfängt. Ihre Waffe, um Marinas Fahrrad wiederzufinden, ist also ihre Technik: ein Peilsender. Obwohl mir noch etwas unklar ist, wie gut der Peilsender funktioniert, der das Signal aus Polen sendet.
Also das ist jetzt alles noch nicht so einfach, was wir hier machen. Ich bin froh, dass der Peilsender überhaupt gesendet hat. Dass der nicht mal wieder irgendein Software-Problem hatte.
Mirko und Alexej haben den Peilsender entwickelt. Der Sender steckt im Rahmen des Fahrrads und ist von außen praktisch nicht zu sehen. Er ist ein kleines Rohr, ungefähr 15 Zentimeter lang. Außerdem haben die drei einen Stapel Karten dabei. Auf den Karten sind rote Prozentzahlen zu sehen. Sie stehen für die Wahrscheinlichkeit, dass sich das Fahrrad an einem bestimmten Ort befindet.
Das geht über das Handynetz, der Peilsender sendet an die umliegenden Funktürme. Im Peilsender ist eine Prepaid-Sim-Karte drin, da kann man eine SMS hinschicken und dann kriegt man Daten zurück von den Funktürmen und den WLAN-Netzen in seiner Umgebung.
Wir kennen also die Namen der WLAN-Netze, die in der unmittelbaren Umgebung des Fahrrads sind. Auf dem Laptop im Auto werden uns die WLAN-Netze angezeigt, die gerade in unserer Nähe sind. Wenn es eine Übereinstimmung gibt, wissen wir, dass das Fahrrad nicht mehr weit sein kann.
Eine Art Selbstjustiz?
Während wir immer weiter Richtung Posen fahren, denke ich darüber nach, ob ich mich wirklich wohlfühle auf dieser Mission. Alexej spricht russisch. Aber niemand von uns spricht polnisch. Ich kenne ein paar Leute, die polnisch sprechen. Die waren skeptisch, als ich von der Suche erzählt habe.
Ich weiß nicht, wie das rechtlich geregelt ist in Polen, ob man da jetzt einfach nach seinen offensichtlich gestohlenen Gütern suchen darf. Und dabei irgendwelche Grundstücke betreten darf, um es sich wiederzuholen.
Alexej fragt sich, ob wir hier nicht eine Art Selbstjustiz ausüben. Und das ausgerechnet als Deutsche in Polen. Dazu kommt noch, das Klischee vom klauenden Polen. Fahrräder werden ja nicht nur von Polen geklaut.
Das Klischee vom klauenden Polen
Viele Räder werden von Drogenabhängigen geklaut, die schnell Geld brauchen. Aber tatsächlich gibt es polnische Banden, die in Deutschland Fahrräder klauen und massenhaft nach Polen bringen. Das erzählen mir Polizisten, Wissenschaftler und Journalisten, die ich frage. In Polen werden die Räder dann weiterverkauft. Die deutsche Polizei kooperiert zwar mit den polnischen Behörden. Aber um wirklich viele Fahrräder zurückzuholen, fehlt es doch oft an Personal und Ressourcen. Es ist also mehr als nur ein Klischee, dass geklaute Fahrräder in Polen verschwinden. Aber, sie werden natürlich nicht nur von Menschen aus Polen geklaut. Mehr dazu könnt ihr hier nachlesen.
In der nächsten Folge führt uns unsere Spur zu einem Haus mit vielen bellenden Hunden.