Facebook LibraZuckerberg-Anhörung: Vertrauen verspielt
Mark Zuckerberg muss den Abgeordneten des US-Repräsentantenhauses bei seiner Anhörung vor dem Finanzdienstleistungsausschuss nicht nur Fragen zur geplanten Kryptowährung Libra beantworten. Dabei wird vor allem eins deutlich: Das Vertrauen ist verspielt.
Wie will Facebook verhindern, dass mit seiner geplanten digitalen Währung Libra Geld gewaschen oder Terror finanziert wird? Und würde Libra das etablierte Weltfinanzsystem ins Wanken bringen? Das waren unter anderem die Fragen, die die Abgeordneten an Unternehmenschef Mark Zuckerberg hatten. Stattdessen hat Mark Zuckerberg die Anhörung, die öffentlich übertragen wurde, erst einmal dafür genutzt, um ein bisschen Werbung für die neu geplante Digitalwährung zu machen.
PR für Libra
Mark Zuckerberg hat von einer leuchtenden Zukunft für die Welt dank Libra erzählt, die Bankgeschäfte so einfach wie Nachrichten verschicken machen werde und von den Chancen für Menschen in Entwicklungsländern. Er hat skizziert, wie durch Libra die globale Vormachtstellung der USA im Finanzsektor gefestigt werden könne.
Aber er hat auch eingestanden, dass sein Projekt nicht von allen Menschen als der ideale Bote dieser leuchtenden Zukunft wahrgenommen werde. Weil es in der Vergangenheit eben einige Dinge gegeben habe, die durchaus problematisch seien - wie etwa der Cambridge-Analytica-Fall.
Deshalb gäbe es jede Menge Menschen, die sich wünschten, dass jemand anderes die Idee einer Kryptowährung vorantreibe, nur eben nicht Facebook. Aber Facebook sei dieses Projekt trotzdem wichtig, denn es sei das erklärte Ziel des Unternehmens, die Macht in die Hände der Menschen zu geben, so Mark Zuckerberg.
"I'm sure there are a lot of people who wish, there were anyone but facebook who are helping to propose this. But there is a reason, that we care about this. And that's because facebook is putting power in peoples hands."
Gleichzeitig hat Mark Zuckerberg in seiner Rede auch Druck aufgebaut. Die Welt müsse nun einmal neue Wege gehen, das sei die Einstellung, die Amerika erfolgreich gemacht habe. Außerdem sei in Sachen Kryptowährung Eile geboten, denn China stehe bereits in den Startlöchern: "Während wir reden, wartet die Welt nicht", so Mark Zuckerberg zu den Abgeordneten. Die Führungsrolle des Landes im Finanzgeschäft sei in Gefahr, wenn sich die USA nicht an Innovationen beteilige.
Libra an den Dollar koppeln
Zuckerberg hat auch versucht, die große Sorge der Abgeordneten und auch der G7, zu entkräften, dass mit Libra eine Kryptowährung entstehen könnte, die möglicherweise das Weltfinanzsystem destabilisiere. Sein Vorschlag: Die Libra an den Dollar zu koppeln. Denn das würde letztlich die Rolle des Dollar als Weltwährung stärken. Ein Vorschlag, der durchaus Anklang gefunden haben dürfte.
Darüberhinaus hat sich der Facebook-Chef aber ungewohnt devot gegeben, sagt Deutschlandfunk-Nova-Netzreporterin Martina Schulte. So machte er das Zugeständnis, dass Facebook nur dann mit Libra weitermache, wenn die amerikanischen Regulierungsbehörden dem zustimmen würden. Liege so eine Zustimmung nicht vor, würde das Unternehmen das Libra-Projekt verlassen.
"Zuckerberg musste sich viele kritische Fragen gefallen lassen, wusste auch manchmal nicht genau wie er antworten sollte."
Die Kongress-Abgeordneten sind den Aussagen von Mark Zuckerberg gegenüber trotzdem kritisch geblieben. Auf viele Nachfragen hat der Konzern-Chef nicht so genau gewusst, was er antworten sollte. Bei vielen Fragen wurde vor allem eins deutlich: Dass man ihm und seinen Versprechungen nicht mehr glaubt.
Fragen nach Sicherheit und Transparenz
Beispielsweise hat die New Yorker Abgeordnete Nydia Velázquez wissen wollen, wie sie Mark Zuckerbergs Zusicherung trauen könne, dass der Facebook-Mutterkonzern nicht auf die Daten der Libra-Transaktionen zugreifen könne. Schließlich habe er eine ähnliche Zusage nach der Übernahme von WhatsApp gemacht und diese anschließend zurückgenommen.
Der Abgeordnete Brad Sherman hat davor gewarnt, dass Libra vor allem für die zur Währung würde, "die den Dollar nicht mögen" - Drogenhändler zum Beispiel oder Steuerhinterzieher. Die Abgeordneten haben die Anhörung auch genutzt, um viele kritische Fragen zur Transparenz des Unternehmens und dem potentiell schädlichen Einfluss auf die Demokratie zu stellen. Fragen, auf die Mark Zuckerberg nicht immer befriedigende Antworten parat hatte.
Insgesamt hat die Befragung sehr deutlich gemacht, dass für Mark Zuckerberg aktuell nicht nur sein Lieblingsprojekt Libra auf dem Spiel steht. Denn das US-Justizministerium untersucht derzeit, ob es Facebook wegen Verletzung des Wettbewerbsrechts anklagt. Auch die EU hat Facebook ins Visier genommen. Was vor ein paar Jahren noch niemand geglaubt hätte, rückt nach der Anhörung im Kongress durchaus in den Rahmen des Möglichen: Eine Zerschlagung des Konzerns.