Nach Facebook-DatenskandalChaos bei Tinder
Nach dem Datenskandal macht Facebook die API-Schnittstellen für den Datenaustausch mit Apps dicht. Das führte ausgerechnet bei Tinder zu Chaos.
Tinder hat vielen Singles wohl den Abend des 05. April 2018 versaut: Weil Facebook an seiner Datenschnittstelle geschraubt hat, ging der Login nicht mehr. Das hieß: keine neuen Dates, kein Wisch-und-weg, keine Nachrichten. Denn Tinder hat seine Mitgliederverwaltung an Facebook ausgelagert - und wenn der Datenaustausch mit dem Social Network nicht mehr geht, funktioniert auch Tinder nicht mehr.
"Als erste Maßnahme hat Facebook die Axt an die APIs gelegt, das sind die Schnittstellen, über die andere Apps auf Facebook-Daten zugreifen können."
Facebook hatte am Abend bekannt gegeben, auf welche Daten Fremd-Apps über die API-Schnittstellen (Application Programming Interface) in Zukunft nicht mehr zugreifen können. Das sind zum Beispiel:
- Beziehungsstatus
- religiöse und politische Ansichten
- Fitness-Aktivitäten
- Informationen über Ausbildung und Arbeitgeber
- viele weitere Informationen wie gehörte Musik, gesehen Filme, etc.
Die Schraube, an der Facebook da gedreht hat, war allerdings kurzfristig ein bisschen zu fest angezogen, so dass bei einigen Apps nicht mal mehr der Login funktionierte, wie eben zum Beispiel bei Tinder.
Daten sammeln ist Teil des Geschäftsmodells
Facebook hat sofort reagiert, nachdem die Probleme bekannt wurden und das Problem noch am Abend gefixt. Für den Fall, dass es immer noch Probleme beim Login gibt, empfiehlt Tinder, auf die neueste App-Version upzudaten.
Die Beschneidung des API-Zugriffs und die damit auftauchenden Probleme machen vor allem eins klar: Wie umfangreich Fremd-Apps und Fremd-Firmen bislang Zugriff auf die Daten von Facebook-Nutzern hatten. Dass Facebook jetzt allerdings grundsätzlich sein Geschäftsmodell ändert, davon geht Netzreporter Michael Gessat nicht aus.
"Facebook und Datenschutz sind halt diametrale Gegensätze."
Natürlich würde Facebook ohne den Exhibitionismus und die Eitelkeit der Nutzer an viele Daten gar nicht herankommen. Dass diese Daten besser geschützt werden, daran hat Facebook aber aus unternehmerischer Sicht kein Interesse. Deshalb ist Datenschutz etwas, das bei diesem Unternehmen eingefordert werden muss. Und Bewusstsein für den Wert der eigenen Daten ist etwas, das Nutzer lernen müssen.